Jubel im Lager der Violetten.

Foto: APA/HANS PUNZ

Bei Rapid riss mit den Ausschluss von Dejan Ljubicic der Faden.

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Wien – Es ist kaum möglich, ein Wiener Fußballderby ganz normal abzuwickeln. Auch die 328. Auflage am Sonntag in Austrias Generali-Arena reihte sich da nahtlos ein.

Die organisierten Rapid-Fans wurden von der Polizei nämlich nicht ins Stadion gelassen. Sie, einige davon, hatten beim kollektiven Anmarsch auf Favoriten Bengalen gezündet und von der Brücke aus Schneebälle auf die Tangente geworfen. Die Stadtautobahn musste für den Verkehr kurz gesperrt werden. Rapid wurde also stimmlich nicht unterstützt. Die Anhänger, Schuldige wie Unschuldige, bibberten, eingekesselt von den Beamten, vor der Tür.

Die Anhaltung von 1.338 Personen dauerte bis in die späten Nachtstunden. Die Rechtshilfe Rapid schrieb auf Twitter, dass erst um 21.44 Uhr – knapp sieben Stunden nach Beginn der Einkesselung – alle Personalien aufgenommen waren und die Fußballfans nach Hause gehen durften. Laut Polizei gab es eine Anzeige wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung.

Der zwischenzeitlich eingetroffene Katastrophenzug des Roten Kreuzes, der angerückt war, um die in der Kälte wartenden Rapid-Anhänger medizinisch zu versorgen, soll laut Infos der Rechtshilfe Rapid von der Polizei wieder weggeschickt worden sein.

Laut Polizei wiederum mussten "lediglich drei Personen von der Rettung abtransportiert werden. Ein Mann klagte über Knieprobleme, eine Frau über Kreuzschmerzen und ein dritter Patient über Kreislaufbeschwerden."

Rapid verändert

Drinnen nahm Trainer Dietmar Kühbauer im Vergleich zum 1:0 gegen die Glasgow Rangers sechs Änderungen vor, das nennt man Rotation. Christopher Dibon, Marvin Potzmann, Christoph Knasmüllner, Deni Alar, Philipp Schobesberger und Torschütze Dejan Ljubicic rückten in die Startelf.

Die Austria startete rustikal, James Jeggo säbelte Thomas Murg nieder, die gelbe Karte hat er sich redlich verdient (3.). Fußballerisch war zunächst wenig los, das mag der Ausgangslage geschuldet gewesen sein, beide zittern ja um die Teilnahme am oberen Playoff. In der 22. Minute zitterte die Austria überhaupt nicht: Freistoßflanke Jeggo, Christian Schoissengeyr überspringt Mateo Barac, köpfelt das 1:0.

Und das Match nahm Fahrt auf. 29. Minute: Weiter Pass von Barac auf Potzmann, der umkurvt Michael Madl, trifft elegant zum 1:1. 32. Minute: Ljubicic zieht gegen Bright Edomwonyi die Notbremse, Schiedsrichter Harald Lechner zückt die rote Karte.

Austria gnadenlos

In Überzahl schlug die Austria gnadenlos zu. 35. Minute: Freistoß Madl, Goalie Richard Strebinger wehrt nicht gerade perfekt ab, Jeggo staubt zum 2:1 ab. 37. Minute: Christoph Monschein lässt halb Rapid stehen, erhöht auf 3:1. 42. Minute: Ein Prachtschuss von Kapitän Florian Klein, das 4:1. Die Austria im Spielrausch, Rapid mitleiderregend. 58. Minute: Verteidiger Barac trifft endlich ins Tor, allerdings ins eigene, 5:1 für die Austria. Alon Turgeman machte das halbe Dutzend voll (78.), 6:1. Die Austria feierte den höchsten Derbysieg seit Bundesliga-Gründung 1974. Monschein sagte: "Es war überragend."

Und Rapid fehlen sechs Punkte auf Sturm Graz, also auf Rang sechs. Ergo sagt Marvin Potzmann: "Wir haben im Frühjahr vier Endspiele." Schon am Montag werden Rapid und Salzburg die Sechzehntelfinal-Gegner in der Europa League zugelost. (Christian Hackl, 16.12.2018)

Stimmen der Fans aus beiden Lagern vor dem Spiel
DER STANDARD

Bundesliga, 18. Runde, Sonntag

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 6:1 (4:1)
Generali-Arena, 16.582 Zuschauer, SR Lechner

Torfolge:
1:0 (22.) Schoissengeyr
1:1 (29.) Potzmann
2:1 (35.) Jeggo
3:1 (36.) Monschein
4:1 (41.) Klein
5:1 (57.) Barac (Eigentor)
6:1 (78.) Turgeman

Austria: Pentz – Klein, Madl, Schoissengeyr, Ebner – Jeggo – Monschein (70. Turgeman), Matic, Prokop (63. Fitz), Sax (82. Demaku) – Edomwonyi

Rapid: Strebinger – Müldür, Dibon, Barac, Potzmann – D. Ljubicic, Schwab – Murg, Knasmüllner (46. Martic), Schobesberger (79. Bolingoli) – Alar (46. Berisha)

Rote Karte: D. Ljubicic (33./Torraub)

Gelbe Karten: Jeggo, Sax, Schoissengeyr, Fitz, Edomwonyi bzw. Schobesberger, Müldür, Dibon