Von ihren Abenteuern berichten die Missionare Samuel Hahnemanns, dem Ur-Vater der Homoöpathie, in bewegenden Worten in den Mitteilungsblättern der Szene. Eva Klamt-Dressler ist Hebamme und das Abenteuer Afrika erlebt sie schon am ersten Tag ihres Aufenthalts für die "Homöopathen ohne Grenzen" in Kenia. Nach einer anstrengenden Anreise auf die Insel Lamu freut sich sich schon auf ein Dinner "seaside". Aber die Pflicht ruft, ehe der erste Drink geordert ist. Sie wird zu einem Neugeborenen gerufen, erlebt einen Kulturschock in der Lehmhütte und sieht ein apathisches Frühgeborenes "mit geschätzten 1.600 bis 1.700" Gramm Gewicht. "Die Kleine bekam sofort als erstes Mittel Aconitum C200", schreibt Klamt-Dressler in ihrem Abenteuerbericht "Karibu Kenia – Ich komme wieder". Eine Stunde später begann das Baby an der Brust zu saugen. Der Mutter, die unter starken Nachwehen litt, verabreichte man "erst einmal Arnika C200." Auch die geschwollene Leberregion des Babys diagnostizierte Klamt-Dressler und entschied sich, "die Behandlung mit China C30 – täglich eine Gabe – fortzusetzen." Und kurz darauf waren Mutter und Neugeborenes schon wieder auf dem Dampfer. Hakuna Matata – keine Sorgen. 

Seelisch-geistige Anamnese

Noch einen spannenden Fall schildert die Homöopathin: Eine siebenfache Mutter, die unter einer Uterussenkung und Harninkontinenz leidet, wird vor der Globuli-Medikation einer richtig soliden Anamnese unterzogen. "Auf geistig-seelischer Ebene schien Causticum zu passen. Ferner sprachen die nahezu gelähmte Blase und die Abneigung gegen Süßes eindeutig für den Ätzkalk. Sie bekam Causticum C200."

Auch die Seele einer anderen Frau – sie leidet an einer Zyste im Vaginalbereich – wird seelisch exakt analysiert. "Mama Sirinis Beschwerden im Vaginalbereich haben ihre inneren Gründe, die in die Arzneimittelwahl einbezogen werden müssen, damit eine Lösung von innen nach außen geschehen kann."

Einem Mädchen wird eine Polio-Schluckimpfung verabreicht. Homoöpathen würden Globuli verteilen.
Foto: APA/AFP/PIUS UTOMI EKPEI

Heilpraktikerin rettet Ehe mit Sepia

Die Heilpraktikerin und Mediatorin Christa Ehrlich berichtet ebenso salopp von einem Einsatz in Kenia, Homöopathie kittet gar Ehekrisen in mühsamen Lebensphasen: "Eine Patientin hatte eine starke, unaufhörliche Schwangerschaftsübelkeit. Sie war enorm gereizt mit ihren Kindern und hatte ihren Mann aus dem Haus geworfen. Nach einer Gabe Sepia war die Übelkeit weg, sie rief ihren Mann an und entschuldigte sich."

Im Jahr 2013 wurden die Homöopathen ohne Grenzen mit dem "Goldenen Brett vorm Kopf" ausgezeichnet. Kurz zuvor hatten diese mit Berichten für Aufsehen gesorgt, wonach Globuli sogar gegen Malaria und Aids sowie bei HIV-Infektionen empfohlen worden seien.

Globuli gegen Aids in Tansania

"Jeremy Sherr ist (…) nach Tansania gezogen, um dort die Menschen mit HIV/Aids zu behandeln. Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung mit dieser Erkrankung kommt er zu dem Schluss, dass die Aids-Erkrankung ein eigenständiges Miasma darstellt. Entsprechend Hahnemanns Vorgehensweise bei der Entwicklung des miasmatischen Konzeptes stellt er Symptomenreihen zusammen und sucht die geeigneten homöopatischen Arzneien."

Vom Einsatz der Globuli gegen Aids und bei HIV-Infektionen distanziert man sich mittlerweile: "Im Falle von HIV-Infektionen fehlt bis heute der wissenschaftliche Nachweis einer Wirksamkeit homöopathischer Therapie." Das ist schon mal ein Anfang. Was nach wie vor ärgerlich ist: Dass Pseudomediziner mit diesem Namen ganz bewusst im Windschatten der "Ärzte ohne Grenzen" zu segeln versuchen. Beim Spenden gilt: Bitte nicht verwechseln, zumindest solange der wissenschaftliche Nachweis fehlt! (Christian Kreil, 19.12.2018)

Leuchtende Augen-Faktor:☆☆☆☆☆

Umtauschgefahr-Faktor: ☆☆☆☆

Den Beschenkten verärgern-Faktor: ★★★★★

Bereits geöffnete Türchen des Adventkalenders