Frankfurt – Die Bundesrepublik Deutschland hat wegen ihrer Handelsüberschüsse ein enormes Auslandsvermögen aufgebaut. Ende 2017 summierte sich das Nettovermögen auf 1,8 Billionen Euro und werde nur noch von Japan übertroffen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Deutschen Bundesbank. Das entspreche 54 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

"Das wachsende Netto-Auslandsvermögen reflektiert die Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands in den vergangenen zehn Jahren", betonte die Bundesbank. Dieses kommt vor allem deshalb zustande, weil Deutschland weit mehr exportiert als importiert. Allein in den ersten zehn Monaten heuer wurde hier ein Überschuss von rund 206 Mrd. Euro erzielt. Ein Teil dieses Geldes wird im Ausland angelegt.

Kritik an Überschüssen

Die EU-Kommission, der Internationale Währungsfonds und die USA stellen diese enormen Überschüsse immer wieder an den Pranger, da ihnen Länder mit Defiziten gegenüberstehen. "Das deutsche Auslandsvermögen stellt zwar grundsätzlich den Gegenpart zu den Auslandsverbindlichkeiten in anderen Teilen der Welt dar und könnte somit prinzipiell zu externen Ungleichgewichten beitragen", räumt die Bundesbank ein, betont aber zugleich: "Allerdings implizieren die deutschen Auslandsforderungen nur zu einem begrenzten Teil unbedingte Zahlungsverpflichtungen der Partnerländer. Durch die Bereitstellung von Eigenkapital trägt Deutschland eher zu einer Stärkung der internationalen Risikoteilung bei."

Den Einfluss der Politik auf die Entwicklung des Auslandsvermögens hält die Bundesbank für nicht allzu groß: "Die Möglichkeiten der Politik, über das Setzen von Rahmenbedingungen hinaus unmittelbar auf das Investitions- und Sparverhalten privater Wirtschaftsakteure einzuwirken und dadurch das Auslandsvermögen aktiv zu steuern, sind begrenzt." Einige Ökonomen raten hingegen dazu, mehr im Inland zu investieren und so über stärkere Importe den Handelsüberschuss abzubauen.

Deutliche Unterschiede bei Anlageklassen

Die durchschnittliche jährliche Gesamtrendite aller deutschen Auslandsinvestitionen (ohne Finanzderivate) belief sich der Bundesbank zufolge zwischen 2008 und 2017 auf 3,7 Prozent. Zwischen den einzelnen Anlageklassen gebe es jedoch deutliche Unterschiede. Direktinvestitionen – die etwa in Fabriken oder Verwaltungsgebäude fließen, erzielten mit 5,2 Prozent die höchste Rendite, gefolgt von Schuldverschreibungen (4,7 Prozent), Aktien (4,5) sowie übrige Kapitalanlagen und Währungsreserven (2,2). Damit schnitten die deutschen Auslandsinvestitionen "keineswegs schlechter ab als vergleichbare Anlagen im Inland". Auch seien die Risiken, die sich aus den Wertanlagen im Ausland ergeben, insgesamt überschaubar. (APA, 17.12.2018)