Die Videospielhandelskette Gamestop sorgte in der Vergangenheit immer wieder für negative Schlagzeilen. So kamen etwa 2016 Berichte auf, wonach Mitarbeiter Kunden systematisch belügen würden. Nun hat ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter ausgepackt und erzählt in einem Video auf Youtube von unlauteren Geschäftspraktiken, die ihm in den elf Jahren bei dem Konzern untergekommen sein sollen. Sein Angestelltenleben von 2007 bis 2018 bezeichnet er trotz einiger guter Erfahrungen und netter Mitarbeiter unter dem Strich als "Hölle" und "Albtraum".

Laut dem ehemaligen Filialleiter mit dem Usernamen Camelot331 sei das System mit Bonuskarten so aufgesetzt, das Shops davon profitieren würden, wenn sie unehrlich zu Kunden sind. "Ein gutes Beispiel für etwas Unlauteres, was in 99 von 100 Fällen bei Gamestop passiert: Sagen wir, du gehst ins Geschäft, um Red Dead Redemption 2 zu kaufen. Und sagen wir, es ist gerade im Angebot für 39,99 Dollar. Als Neuware. Hier hat die PowerUp Card (eine Kreditkarte mit Bonusprogramm) keine andere Auswirkung als die Sammlung von Punkten. Ich kenne keinen Angestellten, der nicht gesagt hätte, hey, wenn du diese PowerUp-Kreditkarte nimmst, kostet das Spiel nur 39,99 Dollar und dann sparst du dir die Kosten für die Karte und sparst du dir auch noch 5 Dollar vom eigentlichen Handelspreis", erzählt Camelot331. "Das habe ich fünf Mal am Tag in jeder Filiale gesehen, in der ich gearbeitet habe."

Camelot331 erzählt von seinen elf Jahren bei Gamestop.
CAMELOT331

Ein anderes Beispiel für derartige Praktiken seien Vorbestellungen. "Ich habe Leute gesehen, die in die Reservierungslisten reingegangen sind und Kunden identifizierten, die ein reserviertes Spiel nicht abgeholt haben, für das sie 60 Dollar gezahlt haben. Dann haben sie die Reservierung storniert und entweder das Geld von der Refundierung in ihre eigene Tasche gesteckt, oder zehn neue Reservierungen auf eine Transaktion gebucht, um ihre Zahlen für den Tag aufzuwerten", sagt der ehemalige Mitarbeiter.

Dabei sei wichtig zu erwähnen, dass derartige Praktiken vom System gefördert wurden: "Diese Mitarbeiter mussten so vorgehen. Das ist das Vorgehen, zudem das höhere Management drängt. Das ist das Umfeld, das sie kreiert haben. Du musst dich dem fügen, ansonsten verlierst du den Job."

Keine Anerkennung

Weiters erzählt Camelot331, wie er in seinen Anfangsjahren unter seinem Filialleiter um Beförderungen betrogen wurde. Ein Mann, dem er noch ein separates Video widmen möchte. Dennoch schaffte es der Gamestop-Mitarbeiter schließlich zum Filialmanager und brachte es mit seinem Geschäft zu einem der bestgehenden Stores in den USA. Der große Motivationseinbruch erfolgte allerdings dann, als Camelot331 realisierte, dass wirtschaftlicher Erfolg trotz einer strikten Performance-Auswertungen letztendlich nicht gewürdigt wird. Anstelle dessen wurde er in internen Emails an alle Filialen für eine nicht perfekte Ausschilderung ermahnt. Der Regionalmanager erklärte dann, dass der wirtschaftliche Erfolg einen nicht zwangsläufig zu einem guten Filialmanager mache.

Kunden betrügen

Dies sei der Zeitpunkt gewesen, als der Konzern seinen Managementstil komplett auf negative Verstärkung umgestellt hatte. Neben willkürlicher Kritik kam hinzu, dass einem ständig mit der Kündigung gedroht wurde. Diese Mentalität sei schließlich in der Einführung des Circle-of-Life-Programms kulminiert, das Mitarbeiter schließlich dazu drängte, Kunden zu betrügen.

Neben ständigen Kündigungsdrohungen kam hinzu, dass Gamestop damit begann, seine Filialleiter auf Verträge umzustellen, die Überstunden erforderten, wollte man sein vorheriges Gehalt erreichen. "Arbeitete man 40 Stunden, verdiente man tatsächlich 80 Dollar pro Woche weniger als zuvor. Das hatte letztlich jeden Store-Manager im Land demotiviert", so Camelot331.

Drogen und Sex

Laut Camelot331 sei dies nur die betriebswirtschaftliche und personaltechnische Schattenseite gewesen. Künftig sollen weitere Videos folgen, in denen er von Vorfällen in Filialen erzählt. So wurden angeblich unter anderem Drogen unter der Hand verkauft und Manager hätten während der Öffnungszeiten Sex mit Prostituierten hinter der Theke gehabt. Dass er solange mit der Kündigung gewartet habe, sei nur mit seinem Hang zum Masochismus erklären gewesen. (red, 19.12.2018)