In Jordanien arbeitete der Internist in einem Krankenhaus, wo sich vor allem um Kriegsversehrte aus Syrien und dem Irak gekümmert wird.

Foto: Ärzte ohne Grenzen

Klaus Täuber im Gespräch mit einer Patientin im Libanon, nahe der Grenze zu Syrien.

Foto: Ärzte ohne Grenzen

In Indien kümmerte sich Täuber in einem Ernährungsprogramm um Kleinkinder.

Foto: Ärzte ohne Grenzen

Armenien könnte tatsächlich Klaus Täubers letzter Einsatz für Ärzte ohne Grenzen sein. Also der letzte längere, sollte nicht doch noch ein "medizinisches Zuckerl" auf ihn zukommen. Dann, sagt der 78-Jährige zum STANDARD, würde er sich auch noch einmal länger verpflichten.

So richtig ans Aufhören hat Täuber noch nie gedacht. Schon gar nicht, als der Internist und Kardiologe nach seiner langen medizinischen Karriere in Oberösterreich 2007 in Pension gegangen ist. "Ich hatte als Internist viel mit älteren Leuten zu tun", erzählt er am Telefon, "ich habe gesehen, dass Leute, die in Pension gehen und nicht wissen, was sie tun sollen, Defizite entwickeln." So wollte er nicht enden und meldete sich kurz nach der Pensionierung bei Ärzte ohne Grenzen.

Regentanz in Kenia

Ein Jahr später saß er bereits im Flugzeug auf dem Weg zu seinem ersten Einsatz: Neun Monate lang sollte sich Täuber im Nordwesten von Kenia um ein Malaria- und Leishmaniose-Programm kümmern. Beide Krankheiten werden durch Stechmücken übertragen und können innere Organe befallen und tödlich enden.

Über die Zeit in Kenia schwärmt Täuber noch immer: Abgelegen – an der Grenze zu Uganda und dem Sudan – habe er gelebt unter einem Nachthimmel mit "tausenden Sternen". Außerdem sei Trockenzeit gewesen, und die Einheimischen hätten die Helfer zu einem Regentanz eingeladen: "Aber nicht wie bei uns das Schuhplatteln für Touristen, sondern ernst gemeint." Fasziniert sei er gewesen von der fremden Kultur.

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit in Libyen

Seit damals war er jedes Jahr – bis auf ein Jahr Unterbrechung – mindestens sechs Monate lang auf Einsatz. In Bangladesch etwa, wo er sich auch um ein Leishmaniose-Programm kümmerte, oder in Libyen, kurz nach dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi.

"Das war eine relativ unsichere Zeit", erinnert sich Täuber. Er erzählt von stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit – "Wir durften allein nur eine Runde um den Block gehen" – oder von einem Angriff durch Bewaffnete auf eine medizinische Einrichtung, weil dort Gaddafi-Anhänger behandelt wurden. Angst habe er selbst nie gehabt, sagt Täuber: "Ich unterschreibe, was Tropenmediziner sagen: Im Ausland ist der Verkehr am gefährlichsten." Außerdem habe er sein Leben quasi schon gelebt, erzählt der 78-Jährige: "Da sinkt die Furcht."

Kriegsverwundete in Jordanien

Erst ein Mal habe er sich kurz überlegt, einen Einsatz abzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Die Eindrücke der ersten Woche im Norden Indiens, wo er für ein Ernährungsprogramm für Kleinkinder tätig war, überforderten ihn zunächst: die Armut und die harten Lebensumstände der Menschen. Doch Täuber blieb und reiste im Jahr darauf in den Libanon, wo er in der Bekaa-Ebene an der Grenze zu Syrien geflohene Menschen betreute.

Der für ihn medizinisch interessanteste Einsatz führte Täuber Ende 2016 nach Jordanien. In ein Krankenhaus in der Hauptstadt Amman, wo vor allem Kriegsverwundete aus Syrien und dem Irak operiert wurden. Dort war er unter anderem dafür zuständig, Grundlagen der Zucker- beziehungsweise Bluthochdruckbehandlung zu implementieren.

Engagement in Österreich

In Armenien schult Täuber im Moment Tuberkuloseärzte, damit sie auch in der Allgemeinmedizin einsetzbar werden. Außerdem fährt er durch das Land, um die Güte von Tuberkuloseambulanzen zu klassifizieren. "Die Menschen stecken sich während ihrer Arbeit in Russland oder der Ukraine mit teilweise resistenter Tuberkulose an", erzählt Täuber: "Sie kehren dann meistens in ihre Heimat Armenien zurück, um sich behandeln zu lassen. Denn hier ist es kostenlos für sie."

Kurz vor Neujahr kehrt Täuber wieder heim zu seiner Familie in Braunau. Langweilig wird dem Familienvater und Großvater dort aber auch nicht. Immer noch engagiert sich der 78-Jährige in einer Selbsthilfegruppe für Diabetiker, in der Pflegeschule und beim mobilen Hospiz. Irgendwann einmal nichts zu tun, das kann sich Täuber nicht vorstellen: "Dazu gibt es noch zu viele Länder, die ich gerne bereisen würde." (Bianca Blei, 28.12.2018)