Christoph Fasching verwehrt sich dagegen, als Esoteriker dargestellt zu werden.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Bürgermeister Michael Ludwig am Dienstag beim Untersuchungsausschuss im Wiener Rathaus.

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Nach Bürgermeister Ludwig musste die ehemalige Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger vor die Kommission treten.

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Wien – Grande Finale vor der Weihnachtspause der Untersuchungskommission zum Bau des Krankenhauses Nord: Jener Mann, der für 95.000 Euro einen "energetischen Schutzring" um das Gelände gelegt hat, erschien zur Befragung.

Der in den Medien zitierte Schutzring sei gar nicht Teil des Auftrags gewesen, sagte Christoph Fasching zunächst. Wenig später sprach er davon, dass er nicht verstehen könne, wie Teile des umfassenden Vertrags an die Medien gelangen konnten. In diesen war durchaus von einem Schutzring die Rede.

Fasching war es zu Beginn jedenfalls ein Anliegen, "den Herrschaften ein anderes Bild zu geben, als in der Presse vermittelt wurde". Er sei kein Esoteriker, wie es immer dargestellt worden sei. "Ich bin von Beruf Unternehmensberater und beschäftige mich mit dem Bewusstsein des Menschen. Was lenkt das menschliche Leben? Welche Aspekte sind maßgebend dafür, dass ein Leben so oder so verläuft – dass Projekte erfolgreich sind oder nicht?"

Auftrag erfolgreich abgeschlossen

Er sei beauftragt worden, beim Projekt Krankenhaus Nord "die vielen, vielen Probleme, die ja hinlänglich bekannt sind", zu lösen – und zwar mit einer Partnerin. "Es kommen laufend Unternehmen, die Hilfe bei uns suchen", sagte Fasching. "Wir sind Berater, wir sind Coachs, aber wir sind auch die, die am Bewusstsein aktiv arbeiten. Das ist völlig neu."

Auf die Frage, ob er in diesem Auftrag erfolgreich war, antwortete Fasching selbstsicher: "Wenn Sie darauf schauen, was in einem Jahr passiert ist, dann läuft es jetzt durchaus rund. Da darf ich mir selber schon auf die Schulter klopfen." Schließlich könne das Spital bald bezogen werden.

Den Abgeordneten konnte Fasching "die Arbeit am Bewusstsein" – und wie diese beim Auftrag konkret ausgesehen habe – trotz mehrmaliger Erklärversuche nicht näherbringen. "Ich verstehe noch immer nicht wirklich, was Sie meinen", war da oft zu hören.

Kontakt hatte Fasching hauptsächlich mit der ehemaligen Programmleiterin Susanne Lettner und mit der ehemaligen ärztlichen Leiterin Sylvia Schwarz. Er habe die beiden vier Monate lang gecoacht. Den Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Herwig Wetzlinger, habe Fasching nicht gekannt, außerdem versicherte er, dass er sonst keinen Auftrag der öffentlichen Hand erhalten habe. Auch mit Mitgliedern der Stadtregierung habe er keinen Kontakt gehabt.

Erst seit kurzem Humanenergetiker

Fasching habe Verständnis dafür, wenn nicht alle Menschen an seine Arbeit glauben würden. Aber man könne selbst mit Quantenphysikern darüber sprechen, dass das Bewusstsein Materie beeinflusse. Der Salzburger hat einen Gewerbeschein für Unternehmensberatung und einen für Humanenergetik – Letzterer wurde ihm allerdings erst Ende Juni und somit nach Ablauf seines Auftrags für das Bauprojekt ausgestellt.

Dass er zunächst 280.000 Euro verlangt habe, sei ein Gerücht. Die 95.000 habe er für den vereinbarten Zeitraum verlangt, sagte Fasching zum Preis.

Laufende Verfahren gegen ehemalige KAV-Mitarbeiter

Ebenfalls am Dienstag geladen waren die ehemalige Programmleiterin Susanne Lettner, mit der Fasching in Kontakt stand, und ihr Stellvertreter Wolfgang Strenn. Beide konnten zu dem Thema allerdings nichts aussagen, weil gegen sie ein Strafverfahren anhängig ist. Laut Fasching sei das bei ihm anders. Er sei nur als Zeuge vernommen worden. "Von einem Verfahren weiß ich nichts."

Damit sind drei von zehn Personen, gegen die laut Staatsanwaltschaft ermittelt wird, bekannt. Die Abgeordneten hoffen, bald zu erfahren, wer die anderen sind. Die ehemalige ärztliche Leiterin des Spitals gab bereits in der letzten Sitzung bekannt, dass es ein aktuelles Strafverfahren gegen sie gebe.

Zunächst jedoch ging es in der 13. Sitzung der Kommission um die politische Verantwortung. Sowohl der amtierende Bürgermeister Michael Ludwig als auch die ehemalige Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (beide SPÖ) erschienen als Zeugen.

"Periphere" Anknüpfungspunkte von Ludwig

Ludwig machte bereits im Eingangsstatement klar, dass seine Anknüpfungspunkte an das Projekt als damaliger Wohnbaustadtrat "äußerst peripher" gewesen seien. Ludwig übte diesen Posten zwischen 2007 und 2018 aus. "Ich kann daher wenig beitragen zum Untersuchungsgegenstand."

Die Opposition interessierte vor allem Ludwigs Rolle rund um Bewertungen dreier Grundstücke durch die MA 69 (Immobilienmanagement) – darunter auch jenes ÖBB-Areal, das später als Standort für das KH Nord den Zuschlag erhalten hat.

Der Vorwurf lautet, grob zusammengefasst, dass die – beim Wohnbauressort angedockte und somit damals Ludwig unterstellte – MA 69 die Grundstücke zu hochpreisig bewertet habe. Unter Berücksichtigung der dortigen Kontaminationen sowie Belastungen durch Erschütterung oder Lärm hätte die Abschätzung niedriger und somit für die Stadt kostengünstiger ausfallen müssen. "Ich war in die Bewertung gar nicht eingebunden und habe auch als Stadtrat keinen Einfluss darauf genommen", versicherte Ludwig.

Beurteilung erst mit dem Endbericht

Der Bürgermeister betonte mehrmals die Wichtigkeit der Untersuchungskommission. Er wolle den Endbericht abwarten, deswegen könne er jetzt auch keine Aussagen dazu machen, wer politisch die Verantwortung für Mehrkosten und Verspätungen beim Bau in Wien-Floridsdorf – Ludwigs Heimatbezirk – trägt. Zum Thema, inwieweit Politik in das Management von Großprojekten eingreifen solle, konnte sich Ludwig Kritik nicht verkneifen: "Man beklagt einerseits, wenn es Interventionen gibt, und gleichzeitig sollen Politiker aber für alles verantwortlich sein, wenn sie nicht eingegriffen haben."

Auch die ehemalige Stadträtin Frauenberger wurde nach dem Verständnis ihrer Rolle für das Bauprojekt gefragt: "Ich habe sie politisch angelegt und wollte nicht in operative Entscheidungen eingebunden werden." Es gebe klare Grenzen, wofür Politiker und wofür das operative Management verantwortlich sei.

Frauenberger sieht keinen Skandal

Frauenberger hatte das Ressort – und damit auch das Bauprojekt – 2017 von Sonja Wehsely übernommen. Wesentliche Entscheidungen waren beim Bau somit bereits getroffen. Für sie sei es deswegen vor allem um die Frage gegangen, welche Rechtspersönlichkeit der Wiener Krankenanstaltenverbund in Zukunft haben und wie das Spitalskonzept 2030 aussehen soll. Außerdem kam unter Frauenberger Herwig Wetzlinger als Direktor zum KAV, er sollte das Projekt gut zu Ende bringen, erklärte sie.

Auch die Kündigung von Ex-KAV-Generaldirektor Udo Janßen wurde einmal mehr thematisiert. Dafür habe es mehrere Gründe gegeben, nicht nur das KH Nord, sagte Frauenberger. "Es ist in erster Linien darum gegangen, dass die Stadt Wien das Vertrauen in Generaldirektor Janßen verloren hat." Janßen sei es "nicht mehr gelungen, die Mitarbeiter mitzunehmen. Das ist bei solchen Veränderungsprozessen aber das Um und Auf."

Einen "Skandal" rund um den Bau des Spitals wollte Frauenberger nicht sehen: "Das Krankenhaus ist sicher eines der besten und schönsten, die es in Europa gibt. Zum Zeitpunkt, wo der erste Wiener hineingeht, werden sich alle überzeugen können, dass das ein gutes Projekt ist", zeigte sie sich zuversichtlich.

Ein folgenschwerer Auftrag

Bekanntlich nahm die Amtszeit Frauenbergers nach nicht einmal eineinhalb Jahren ein vorzeitiges Ende. Grund dafür war auch das Krankenhaus Nord, konkret die Beauftragung eines sogenannten "Bewusstseinsforschers", der für 95.000 Euro einen "energetischen Schutzring" um das Gelände legte. Weil man knapp unter der Grenze von 100.000 Euro blieb, musste der Auftrag nicht ausgeschrieben werden.

Frauenberger habe von dem Auftrag aus der "Kronen Zeitung" erfahren, sagte sie vor der Kommission. Sie habe die Generaldirektion eingeschaltet und gebeten, alle notwendigen Schritte einzuleiten. Unter anderem wurde eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft gesendet. Nicht nur Frauenberger, auch Wetzlinger hatte keine Kenntnis von dem Auftrag. Man habe den Modus der Direktvergaben im KAV überprüfen lassen, sagte Frauenberger. "In der Evaluierung ist man draufgekommen, dass das unter dem Radar passiert ist. Auch mit dem besten Kontrollsystem kann man nicht ausschließen, dass jemand etwas falsch macht." (Lara Hagen, APA, 18.12.2018)