Schwere Kritik an jetzigem NÖ-Bischof Alois Schwarz.

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Domprobst Engelbert Guggenberger rechnet ab.

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Am Ende der Verlesung des hochbrisanten Statements formuliert Engelbert Guggenberger einen biblischen Leitgedanken: "Die Wahrheit wird euch frei machen." Diese Wahrheit, die der Sprecher des Gurker Domkapitels, der interimistische Leiter der Diözese Gurk, Engelbert Guggenberger, am Dienstag in einem Pressekommuniqué verkündete, war von einer Wucht, die die österreichische Kirche seit der "Affäre Groër" nicht mehr gehört hat.

Das Gurker Domkapitel erhebt schwere Vorwürfe gegen Bischof Alois Schwarz. Sein Amts-, Führungs- und Lebensstil soll der Kirche in Kärnten erheblichen Schaden zugefügt haben.
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Guggenberger erhob auf Grundlage interner Erhebungen schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz wegen dessen "Amts- und Lebensführung". Schwarz fungiert mittlerweile als Diözesanbischof von St. Pölten.

Die Affäre um Bischof Schwarz habe eine Dimension erlangt, sagte Guggenberger, "die es unmöglich macht, diese Angelegenheit als eine lediglich innerkirchliche zu betrachten und die Öffentlichkeit gleichermaßen außen vor zu lassen. Zu schwerwiegend und zu weithin bekannt waren die erhobenen Vorwürfe."

Dass die Details der "Affäre Schwarz" an die Öffentlichkeit gelangen, versuchte Rom noch im letzten Moment zu verhindern. Guggenberger: "Als der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Bistum heute vor einer Woche der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte, kam von der römischen Bischofskongregation die Weisung, die Pressekonferenz abzusagen." Dem widersetzte sich jetzt Guggenberger, zumal, wie er sagte, er nicht mehr "in überwunden geglaubte Verhaltensmuster aus der Zeit der Affäre rund um Kardinal Groër" zurückfallen wolle.

Eine Frau steht im Zentrum

Die Vorwürfe gegen Schwarz betreffen zwei Dimensionen: eine wirtschaftliche und eine private.

Schwarz wurde im Prüfbericht über das Bistum Gurk de facto Misswirtschaft vorgeworfen, Rechtsgeschäften fehlten die nötigen Gremialbeschlüsse, das Bistum schrieb 2016 und 2017 tiefrote Zahlen, die Evaluierung des Bildungshauses und Hotels in St. Georgen habe zahlreiche Mängel ergeben. Ein wesentlicher "Schlüssel" zu diesem "System Bischof Schwarz" sei die Beziehung des Bischofs zur früheren Leiterin des Bildungshauses St. Georgen gewesen.

"Bischof Schwarz war durch dieses Abhängigkeitsverhältnis vom Gutdünken und von den Launen dieser seiner Vertrauten geleitet und bestimmt. So wurde dem Ansehen des Bischofsamtes und dem Ruf der Kirche in Kärnten über Jahre Schaden zugefügt. Aufgrund seiner Lebensführung war der Bischof in seiner Amtsführung immer mehr beeinträchtigt, weil er für Priester im Zusammenhang mit der Zölibatsverpflichtung erpressbar war", sagt Guggenberger.

In Kärnten liefen ja seit langem Gerüchte über gemeinsame Wohnungen in Kärnten und Wien und einer"Sauna auf der Alm".

"Fass zum Überlaufen"

Für Guggenberger "das Fass zum Überlaufen" habe in der Folge "das Engagement eines Ex-Geheimdienst-Chefs durch Bischof Schwarz gebracht, mit dem Ziel, den Verfassern von anonymen Schreiben im Kreis der Mitarbeiter nachzuspüren. Guggenberger nimmt jetzt aber auch die österreichische Bischofskonferenz nicht von seiner und des Domkapitels Kritik aus. Die Bischofskonferenz habe spätestens seit 2008 Kenntnis von den Zuständen in Kärntens Kirche gewusst. Zu dieser Zeit habe der damalige Salzburger Erzbischof Kothgasser im Rahmen eines von der Bischofskonferenz veranlassten Besuchs in Kärnten Erkundigungen eingezogen.

"Erzbischof Kothgasser schrieb dann selbst von einer Situation, die einer verantwortungsvollen und entschiedenen Klärung bedarf", erinnert Guggenberger. Dennoch habe sich seit 2008 an den beschriebenen Umständen nichts geändert.

Bischof Alois Schwarz wollte sich zu den Vorwürfen des Gurker Domkapitels nicht äußern. Er ließ auf eine Stellungnahme vom Montag der Vorwoche verweisen, wonach der Bericht die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften festgehalten habe. Er werde "in dieser Causa keine weitere Stellungnahme abgeben". (Walter Müller, 19.12.2018)