Das Tempo, mit dem die katholische Kirche in Österreich in auffallender Regelmäßigkeit die Eskalationsleiter hinaufsteigt, ist beachtlich. Tun sich Konfliktfelder auf, wird umgehend der Talar des Schweigens darüber ausgebreitet und die Situation letztlich noch verschlimmert. Die "Affäre Groër", die "Affäre Krenn" – alles Paradebeispiele klerikaler Konfliktscheu. Keiner, der sich traut, den Krisenherd rechtzeitig abzudrehen – lieber verlässt man fluchtartig die Küche und schaut weg. Um sich dann, wenn so richtig Feuer am Kirchendach ist, in aller Frömmigkeit zu fragen, wie es in Gottes Namen so weit kommen konnte.

Kein Problembewusstsein

Am Beispiel der Diözese Gurk-Klagenfurt zeigt sich mehr als deutlich, dass man aus vergangenen Krisen nichts gelernt hat. Probleme werden negiert und unter den Teppich gekehrt. Schweigen ist das Gebot der Stunde. Offiziell hängt der Haussegen damit gerade, doch innerkirchlich steigt der Druck. Und irgendwann fliegt den Oberhirten dann der Weihrauchkessel um die Ohren.

Bekannte Probleme

Die Probleme in der Führungsetage der Kärntner Kirche waren viele Jahren bekannt: der offensichtlich autoritäre Führungsstil des damaligen Bischofs Alois Schwarz, dessen Personalentscheidungen, angebliche finanzielle Ungereimtheiten, die Kommunikation des Bischofs mit den Kirchengremien. Ja, auch dessen ganz eigene Auslegung gelebter Nächstenliebe.

Zahlreiche anonyme Briefe, die aus offensichtlich gut informierten Kirchenkreisen mit ungewohnter Regelmäßigkeit an die verantwortlichen römischen Stellen, die Nuntiatur, das Erzbischöfliche Palais in Wien und diverse Medien ergingen, sind ein Indiz für die klerikale Schieflage im Süden Österreichs. Da Neid, Missgunst und die Lust an Intrigen auch Klerikern nicht fremd sein sollen, müssen diese anonymen Schreiben natürlich mit entsprechender Vorsicht betrachtet werden. Doch die Post aus Kärnten völlig zu ignorieren war mit Sicherheit der falsche Weg.

Dass dies bis zuletzt versucht wurde, zeigt auch sehr eindrucksvoll die Weisung aus Rom, die ursprünglich geplante Präsentation des Berichts der Wirtschaftsprüfer abzusagen. Verhindert hat man damit gar nichts – nur den Konflikt auf die nächsthöhere Stufe gehoben.

Klerikaler Abgang

Doch das Schweigen hat immer noch kein Ende: Bischof Schwarz hat sich zu den schweren Anschuldigungen bis dato nicht näher geäußert. Er amtiert mittlerweile in St. Pölten, dem Vernehmen nach auch, weil Rom ihn mit dem Wechsel nach Niederösterreich aus dem Kärntner Schussfeld nehmen wollte. Doch tiefrote Zahlen, missachtetes Kirchenrecht, ein mögliches Verhältnis zu einer Frau, gepaart mit dem Druck der Herde, werden es der verantwortlichen Behörde im Vatikan nun schwermachen, einfach zur Tagesordnung überzugehen.

Und sollte auch Rom zu keiner anderen Interpretation des Prüfberichts kommen, dann ist es für Alois Schwarz Zeit, die Bischofsmütze abzulegen. Es wäre zumindest ein Anfang auf dem steinigen Weg zurück zu mehr Glauben an eine verantwortungsvolle Führungsebene in der katholischen Kirche. (Markus Rohrhofer, 19.12.2018)