Die ersten Bilder von Ultima Thule erreichten die Erde im August 2018: Links im gelben Fadenkreuz bzw. rechts in einem vergrößerten Ausschnitt befindet sich ein Punkt – das ist das Zielobjekt von New Horizons.

Auch die jüngsten Aufnahmen von Anfang Dezember verraten noch wenig über Ultima Thules Aussehen.

Foto: NASA/JHUAPL/SwRI

Die Illustratoren der Nasa haben aber schon Ideen. Auf diesem Bild ist New Horizons aber doch etwas zu nahe dran.

Illustration: NASA/JHUAPL/SwRI

Es muss kalt und einsam sein da draußen. Weit jenseits der Neptunbahn, rund 6,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt, dreht (486958) 2014 MU69 vermutlich ganz allein seine langen Runden. Forscher haben dem Objekt, das sich im sogenannten Kuipergürtel im Außenbereich des Sonnensystems befindet, den Spitznamen Ultima Thule verpasst, in Anlehnung an die mythische Insel am "Ende der Welt". Nun hat sich zum ersten Mal seit 4,6 Milliarden Jahren Besuch angekündigt.

Wenn alles nach Plan läuft, wird die Nasa-Raumsonde New Horizons den eisigen Brocken am 1. Jänner 2019 besuchen: Die Mission, die sich bereits um die Erforschung des Pluto-Systems verdient gemacht hat, soll sich Ultima Thule auf 3.500 Kilometer annähern und im Vorbeiflug wissenschaftliche Daten sammeln.

Entlegene Zeitkapsel

Das ist in mehrfacher Hinsicht ein Meilenstein: Nie zuvor wurde ein so fernes Objekt aus der Nähe beobachtet, New Horizons schlägt damit den eigenen Rekord, den sie bei ihrer Pluto-Mission aufgestellt hat. Erstmals steuert zudem eine Raumsonde ein Objekt an, das zum Zeitpunkt des Missionsstarts noch gar nicht bekannt war – Ultima Thule wurde erst 2014 entdeckt, während New Horizons schon seit 2006 durchs All reist.

Vor allem aber fiebern Astronomen den wissenschaftlichen Ergebnissen dieses entlegenen Rendezvous entgegen: Die Objekte des Kuipergürtels sind so etwas wie gefrorene Fossilien aus der Geburtszeit des Sonnensystems, sie bestehen aus Überresten der Planetenbildung. Körper wie Ultima Thule könnten durch ihre eisige Abgeschiedenheit Spuren der chemischen Zusammensetzung des solaren Urnebels konservieren, aus dem sich einst das Sonnensystem gebildet hat. "Wir werden herausfinden, woraus dieses Objekt besteht", sagt Alan Stern, der Forschungsleiter der Mission.

Lange Leitung

Seit Sommer sendet die Raumsonde immer wieder Aufnahmen des Brockens zur Erde, zuletzt Anfang Dezember. Wie Ultima Thule aussieht, ist darauf aber noch nicht zu erkennen. Forscher nehmen einen Durchmesser von etwa 30 Kilometern an, es ist aber nicht auszuschließen, dass es sich um ein System aus zwei kleineren Teilen handelt. Hinweise auf Monde, Ringe oder andere Himmelskörper gibt es bisher nicht – zum Glück: New Horizons ist mit fast 51.000 km/h unterwegs, da wäre schon die Kollision mit kleinsten Teilchen fatal. Jede Kurskorrektur würde zudem wertvollen Treibstoff verbrauchen.

In den Abendstunden des Neujahrstages soll der historische Vorbeiflug beginnen, 24 Stunden lang wird New Horizons Messungen durchführen. Bis alle Daten bei uns eingetroffen sind, wird es aber aufgrund der Entfernung bis zu 20 Monate dauern, sagt Stern. "Das mag vielleicht lange wirken, aber andererseits ist Ultima Thule ein Überrest aus den ersten Tagen des Sonnensystems. Ich denke, da können wir auch noch ein bisschen länger warten." (David Rennert, 20.12.2018)