Wien/Klagenfurt/St. Pölten – Die Vatikan-kritische Plattform "Wir sind Kirche" nimmt die Causa Alois Schwarz zum Anlass, mehr Mitsprache des örtlichen Kirchenvolks bei der Auswahl der Bischöfe zu fordern. Denn Bischofsernennungen erschienen heute weitgehend als Resultat kirchlicher Hintertreppendiplomatie, die jegliche Transparenz vermissen lasse.

Der von Rom Erwählte werde einer Diözese vorgesetzt und erhalte dort von der Kirche das höchste Leitungsamt zugesprochen, ohne dass er für dieses von der Gemeinschaft vor Ort legitimiert worden wäre. Entsprechend diesem Vorgang sähen sich viele Bischöfe in erster Linie Rom gegenüber verantwortlich.

Damit verbunden sei der Mangel an Bereitschaft, bischöfliche Verantwortung durch jene Gemeinschaft, der man als Bischof verantwortlich ist, regelmäßig überprüfen und auch beurteilen zu lassen. Dabei müssten weitestmögliche Transparenz und verbriefte Mitspracherechte der diözesanen Gremien inklusive entsprechender Kontrollen und entschiedener Konsequenzen bei Verstößen in einer Kirche des 21. Jahrhunderts längst selbstverständlich sein, heißt es in einem der APA vorliegenden Schreiben.

Das Gurker Domkapitel hatte zuletzt seinem ehemaligen Bischof Alois Schwarz unter anderem vorgeworfen, ein eigenes "System Schwarz" installiert zu haben, das auf einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer Vertrauten basierte. Auch Misswirtschaft wird ihm vorgeworfen. Der entsprechende Kontrollbericht sollte auf Anordnung des Vatikan nicht veröffentlicht werden. Das Domkapitel ging dennoch mit einer Zusammenfassung des sehr kritischen Reports an die Öffentlichkeit.

Schwarz war Weihbischof von Wien, als er 2001 zum Leiter der Kärntner Diözese ernannt wurde. Im Juli des heurigen Jahres wurde er zum Bischof von St. Pölten geweiht. Seine Nachfolge in Gurk ist bisher offen. (red, APA, 20.12.2018)