Kardinal Christoph Schönborn mit dem Auslöser der neuen Kirchenkrise: Alois Schwarz, nunmehr Bischof von St. Pölten. Seine ehemalige Diözese kommt nicht zur Ruhe – im Gegenteil.

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Klagenfurt – Die Aufregung über die Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz will sich in Kärnten nicht legen. Die Wogen gehen weiterhin hoch, die Zahl der Kirchenaustritte ist gestiegen, und der Betriebsrat der Diözese wirft Kardinal Christoph Schönborn vor, er wolle die Öffentlichkeit lediglich vertrösten.

In einem offenen Brief wandte sich Gabriel Stabentheiner, Betriebsratsvorsitzender in der Diözese, an Schönborn. Dessen Kernaussage sei, dass Rom nun prüfen müsse und dass es eine ehrliche Klärung geben werde, schreibt Stabentheiner. Und weiter: "Ich bitte Sie, endlich damit aufzuhören, die Öffentlichkeit mit solchen Aussagen ständig zu vertrösten oder für dumm zu verkaufen. Dieses Vorgehen überschreitet das Maß des Erträglichen."

Schönborn hatte Mittwochabend im ORF-Interview erklärt, er sei zuversichtlich, dass "Rom hier als die zuständige Instanz alle Vorwürfe, die erhoben werden, prüfen wird – und ich glaube, auch zeitnah". Weiters gehe er davon aus, dass "wir hier zu einer ehrlichen Klärung kommen".

"Kothgasser wusste mehr als wie alle zusammen"

Rom wisse schon seit langem Bescheid, wie sonst sei zu erklären, dass es bei der Versetzung von Bischof Schwarz nach St. Pölten die Weisung gegeben habe, seine sogenannte Vertraute nicht mitnehmen zu dürfen, hält Stabentheiner fest. Er selbst sei vor Jahren mit einer Gruppe von Personen in der Causa Schwarz beim für die Diözese Gurk damals zuständigen Metropoliten, Alois Kothgasser, gewesen, um über die Zustände in der Diözese zu informieren. "Bei diesem Gespräch mussten wir feststellen, dass wir zum einen nicht die Ersten waren und ihm zum anderen nichts Neues erzählen konnten. Erzbischof Kothgasser hat schon damals viel mehr gewusst als wir alle zusammen. Diese Erfahrung sitzt mir heute noch in den Knochen." Und jetzt tue der Kardinal wieder so, als ob der Heilige Geist "seinen Hauptwohnsitz ausschließlich in Rom" habe.

"Akt der Aufrichtigkeit"

Der vorliegende Prüfbericht sei klar, die Fakten eindeutig. Die Entscheidung des Domkapitels, den Bericht trotz Verbots zu veröffentlichen, bezeichnete Stabentheiner als "beispiellosen Akt der Aufrichtigkeit". Aus dem Bericht geht hervor, dass das Bistum in den vergangenen beiden Jahren hohe Verluste geschrieben hat. Vor allem das Bildungshaus in St. Georgen am Längsee samt dazugehörigem Hotel färbte die Bilanzen tiefrot. Das Bistum besitzt auch in Wien ein Haus im ersten Bezirk. Dort hatte Schwarz laut "Profil" eine Wohnung gemietet. Schwarz zahlte für die mehr als 100 Quadratmeter große Wohnung nur die Hälfte des Richtwertzinses. Inzwischen habe er den Mietvertrag aufgelöst.

Ob sich auch die Staatsanwaltschaft für den Bericht der Wirtschaftsprüfer interessiert, ist vorerst nicht bekannt. In Graz – das Verfahren wurde von Klagenfurt dorthin abgetreten – will man derzeit nicht Stellung nehmen. Ausgelöst hatte das Ermittlungsverfahren jener Arbeitsrichter, der mit der Klage der "Schattenbischöfin", wie der Theologe Paul Zulehner die ehemalige Leiterin des Bildungshauses bezeichnete, gegen ihre Kündigung befasst war. Er reichte sämtliche Unterlagen wegen des Verdachts der Untreue an die Staatsanwaltschaft weiter. (APA, red, 20.12.2018)