Wenigstens vor Weihnachten könnte man einmal der Selbstverherrlichung folgen, die die Bundesregierung als objektiven Maßstab täglich an sich und ihr Werk anlegt. Warum nicht einmal die positiven Seiten von Türkis-Blau anerkennen, wo gerade zum Jahresausklang einige davon mit besonderer Deutlichkeit hervortraten? Ohnehin werden schon wie- der Stimmen laut, die meinen, es habe seinerzeit – außer immer mehr Zulauf – nichts gebracht, ständig auf Jörg Haider herumzuhacken. Man möge doch die Kickls und Waldhäusls, die Straches und Gudenüsse einfach ihre von Kurz geförderten Wohltaten unters Volk bringen lassen, ohne sie mit Häme zu begleiten.

Auch wenn bei dieser Empfehlung geflissentlich der Milliardenschaden unter den Tisch fällt, den die völkische Begeisterung damals erst ermöglicht hat, sagen wir heute vorweihnachtlich gestimmt: Richtig! Wieder so! Möge Doskozil der Stern sein, der verstockte Anhänger einer Frontalopposition zur frommen Mitgestaltung an die Krippe dieser Regierung leitet. Dabei sein ist keine Schande. Es ist ja nicht so, dass die Regierung von den Türken in Österreich einen Ariernachweis verlangt, haben die einmal ihre gierigen Hände nach einem österreichischen Pass ausgestreckt. Sich den zu beschaffen, bestand immerhin eine gewisse Chance. Wer einmal auf der blauen Türkenliste steht, hat es da schon schwerer, sich als Österreicher zu beweisen.

Dass der Verfassungsgerichtshof der Regierung in den Rücken fiel, weil die besagte Liste "ausschließlich auf Vermutungen" beruhe, fällt auf diesen zurück, fehlt ihm doch jedes Verständnis dafür, dass freiheitliche Vermutungen reichen müssen, wenn es gilt, das Ausländerthema am Kochen zu halten. Gut, dass sich wenigstens der Bundeskanzler zum Koalitionspartner bekannt hat.

Konzentrationsleidenschaft

Nicht nur eine Vermutung, eher schon Gewissheit dürfte Wiens Polizeipräsident geleitet haben, als er mehr als 1300 Rapid-Fans der Konzentrationsleidenschaft des Polizeiministers zum Fraß vorwarf. Da wurde ein feuchter Cheftraum diensteifrig in die Tat umgesetzt. Der Abendappell an der Südosttangente hatte alles, was eine saubere Konzentration erfordert: stundenlanges Stehen in eisiger Kälte, ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder, kaum Bewegungsmöglichkeiten und als Motto "Fußball macht frei".

Einige, die immer alles missverstehen wollen, was aus der FPÖ kommt, werden diese Erziehungsmaßnahme unserer Freunde und Helfer als sadistische Racheaktion nach dem Sippenhaftungsprinzip verkennen und verkennen dabei ihren erzieherischen Wert. Man wollte den Rapid-Fans das Erlebnis einer Niederlage ersparen, sie trotzdem an der frischen Luft halten und dabei sicher auf Nummer 1312 gehen.

Dabei sollte nicht übersehen werden, dass mit dieser Aktion eine Grenze überschritten wurde. Bisher war das Konzentrieren nur für ausländische Flüchtlinge vorgesehen, in der edlen Absicht, sie vor dem Unmut der Einheimischen zu schützen (Konzept Waldhäusl) oder umgekehrt (Generalkonzept FPÖ). Seit dem Derby wissen wir: Generalverdacht kann auch Inländer treffen, Konzentration nicht länger ausgeschlossen. (Günter Traxler, 20.12.2018)