Graz/Wien – Stoffwechselstörungen, die zu Erkrankungen wie Adipositas, Typ-2-Diabetes bis hin zur nichtalkoholischen Fettleber führen können, zählen zu den größten Herausforderung des Gesundheitssystems. Der interuniversitäre Spezialforschungsbereich "Lipidhydrolyse" in Graz und Wien will nun den enzymatischen Ursachen auf den Grund gehen.

Lipide (von griechisch lipos "Fett") haben im menschlichen Körper vielfältige Aufgaben: Sie dienen als Energiespeicher, sind aber auch Bausteine für Zellmembranen und Botenstoffe mit hormonähnlicher Wirkung. Als bioaktive Lipide haben sie auch medizinisch relevante Auswirkungen, da sie beispielsweise Entzündungsprozesse und Krebswachstum beeinflussen können.

Die Lipide werden durch körpereigene Enzyme hergestellt und auch wieder abgebaut. Wenn man wiederum diese Enzyme (Lipasen) kennt, könnte man in die Freisetzung dieser Botenstoffe eingreifen und dadurch unerwünschte Wirkungen wie Entzündungen oder Schmerzen verhindern, hoffen die Wissenschafter des Spezialforschungsbereich "Lipidhydrolyse". Von den Enzymen, die die Bildung oder den Abbau bioaktiver Lipide beeinflussen, sind derzeit jedoch noch viele nicht bekannt oder unzureichend charakterisiert.

Neue Ansätze gegen Adipositas und Typ-2-Diabetes

Zahlreiche Stoffwechselreaktionen wie etwa die Spaltung der Fette sind wiederum Hydrolysen, also eine Auflösung der biochemischen Verbindung durch Reaktion mit Wasser. Sie laufen in der Zelle unter katalytischer Wirkung von Hydrolasen ab. Diese sogenannten Lipidhydrolasen, die auch als Schlüsselenzyme für Zellwachstum und -vermehrung, zelluläre Signalweiterleitung und Energiestoffwechsel bewertet werden, untersucht das Team, der Forscher der Med-Uni Graz, der Universität Graz und der Med-Uni Wien angehören. Funktionsstörungen dieser essenziellen Enzyme können Ursachen vieler häufiger Erkrankungen sein, betont die Molekularbiologin Dagmar Kratky von der Med-Uni Graz.

Eine Herausforderung sei es alleine schon, alle Lipidhydrolasen zu identifizieren. "Das eingehende Verständnis der Struktur, Funktion und physiologischen Relevanz von Lipidhydrolasen soll einerseits zur Aufklärung von Erkrankungsmechanismen und andererseits zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien führen", so Kratky. Insgesamt will man in sieben Subprojekten den Lipidhydrolyse und den dazugehörigen Lipidhydrolasen auf den Grund gehen. Vier Projekte sind an der Uni Graz angesiedelt, zwei an der Med-Uni Graz und eines an der Med-Uni Wien.

Langfristiges Forschungsziel sei die Entwicklung innovativer Therapiestrategien gegen Adipositas, Typ-2-Diabetes, Atherosklerose oder Krebs. Den Forschern stehen dafür in den kommenden vier Jahren rund vier Millionen Euro zur Verfügung. (APA, 21.12.2018)