Einsatz mit Augenmaß ist die Devise des Bildungsministeriums, wenn es um Laptops, Tablets und die Vermittlung digitaler Skills in der Schule geht.

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Wien – Ganz ersetzen wird der Laptop das Schulheft wohl nie – und das sei auch gewiss nicht der Plan, wird im Bildungsministerium versichert. Aber im Frühjahr 2019 will Ressortchef Heinz Faßmann (ÖVP) einen "Masterplan Digitalisierung" für den Einsatz digitaler Medien an Schulen vorlegen. Man werde dabei mit Augenmaß vorgehen, versucht Martin Bauer vom Bildungsministerium skeptische Eltern aber schon jetzt zu beruhigen: "Es liegt am Lehrer zu entscheiden, welche Methode eingesetzt wird, um mit den Kindern möglichst weit zu kommen."

Kleine digitale Produzenten

An den Neuen Mittelschulen (NMS) und AHS-Unterstufen wurde schon mit Beginn dieses Schuljahres die Übung "Digitale Grundbildung" eingeführt. In zwei bis vier Wochenstunden innerhalb von vier Jahren sollen die Schüler hier lernen, Medieninhalte einzuordnen und kritisch mit ihren persönlichen Daten umzugehen. Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie dies in speziellen Stunden oder integriert in anderen Fächern vermitteln."

Es soll ein motivierender Zugang geschaffen werden – Stichwort Making. Wir wollen nicht digitale Konsumenten, wir wollen digitale Produzenten", fasst Bauer, der für IT-Didaktik und digitale Medien zuständig ist, zusammen. Große Chancen bieten digitale Medien für ihn im Bereich Individualisierung. "Durch digitale Unterstützung kann ich jedem Kind Lernen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Schwierigkeitsgraden anbieten."

In Österreich ist der Einsatz digitaler Medien im Unterricht an einem Teil der Bildungseinrichtungen bereits angekommen: 2300 der rund 6000 österreichischen Schulen beteiligen sich am Netzwerk eEducation, in dem sie sich gegenseitig beim digitalen Lehren und Lernen unterstützen.

Moderne Skills für Lehrer

An den Pädagogischen Hochschulen lernen die künftigen Lehrer bereits jetzt, wie sie Schüler an informatisches Denken, digitale Kompetenzen und "Skills des 21. Jahrhunderts" wie selbstorganisiertes Arbeiten im Team heranführen können.

In der Praxis liegt der Fokus an den Volksschulen laut Bauer vor allem auf Schreib- und Rechentrainingsprogrammen. Spielerisches Lernen sei hier ein guter Einstieg und sorge für Motivation.Für den "Masterplan Digitalisierung" ist auch in Diskussion, Coding ab der ersten Schulstufe zu üben. Das bedeute freilich nicht, dass Sechsjährige Programmcodes tippen, betont Bauer. Die Kinder würden etwa Roboter bauen und diese dann auch programmieren mit Scratch, einer für den Bildungsbereich entwickelten visuellen Programmiersprache. "Die Idee ist, dass die Kinder dabei lernen, was ein Algorithmus ist, wie er funktioniert und programmtechnische Elemente wie Schleifen, Bedingungen oder Funktionen kennenlernen."

1000 Whatsapp-Nachrichten

Dass manche Eltern dem Einsatz digitaler Medien in Schulen oft kritisch gegenüber stehen, verstehe Bauer. Er gibt allerdings zu bedenken, dass Kinder heute immer früher ein eigenes Smartphone bekommen. Es gehöre zu den Aufgaben der Schule, den Kindern einen reflektierten Umgang näherzubringen. "Damit ihnen klar ist, dass man nicht 1000 Whatsapp-Nachrichten am Tag schickt.

"Ab zehn Jahren sind dann anspruchsvollere Anwendungen möglich. Im Pilotprojekt "Microbits" werden über eine Scratch-artige Programmierumgebung kleine Mikroroboter programmiert. Die Idee sei fächerübergreifender Projektunterricht etwa in Mathematik, Physik, Biologie und Werkerziehung. Die dafür notwendigen Materialien seien fertig und stünden kostenlos zur Verfügung.

Tabellenkalkulation statt Papier

Eine weitere Einsatzmöglichkeit für digitale Didaktik wäre, Aufgaben nicht auf einem Blatt Papier zu lösen, sondern mithilfe einer Tabellenkalkulation. Wenn man dabei an seine Grenzen stoße, könne man die Problemlösung auch programmieren. In jedem Fach könne der Einsatz anders aussehen. "Im Zentrum steht aber immer der Content und das, was ich pädagogisch und didaktisch machen möchte." (mika, APA, 21.12.2018)