Das Lichtermeer und die Bakterienschleuder New York verschlingt mit einem kurzen Luftholen ganze Generationen. Der Schmelztiegel gehört offenbar der Göttin Kali, die nimmt und gibt, aufbaut und wieder zerstört. Intensiv, schlaflos, immer beschleunigt, immer gierig und innovativ und am Sand und arrogant und freundlich. Eine Kunstszene, die schwindelerregende Karrieren, und steile Metrotreppen, die schwindelerregenden Fall versprechen.

Wenn man in den Strom der Stadt eintaucht, wird New York so viele Gesichter zeigen, dass man den Überblick verliert. Jamaikanische Burgerläden und knusprige Hamantaschen in der Konditorei. Französische Mode und Alexander Wangs Untergatten für eine japanische Kette. Luxuskarossen und Obdachlose in der Metro. Dreck und Luxus. Diese Stadt pulsiert in einer unfassbaren Mischkulanz, die ängstigt und das Herz erfreut, die überwältigt und inspiriert. Und die den Blick auf das Österreichische schärft, im Guten und im Schlechten. Ein Besuch in der Metro führt unweigerlich zur Begegnung mit dort herumirrenden psychisch Erkrankten und verrät die Folgen des Auffangnetzlosen.

Aber auch die Selbstverständlichkeit des georgisch-polynesische Pärchens, des russisch-bolivianischen Pärchens: ganz normale New Yorker. Und in Österreich fühlt man sich bemüßigt, die Migrationshintergründe bis ins siebte Glied zu erforschen, um entscheiden zu können, ob jemand dazugehören darf. Gelebte Desintegration an immer neuen Einsatzgebieten mit den unbegrenzten Möglichkeiten eines verhinderten Einfügungsprozesses.

Wenn nämlich der Begriff "divers" ausschließlich unter "diverse Probleme" verbucht wird, werden sich diese Probleme auch ganz bestimmt verlässlich einstellen. Unter dem Motto "Kind, steck dir keine Bohnen in die Nase" wurde diese Form der selbsterfüllenden Prophezeiung schon von Generationen verlässlich für Sie getestet.

Auch von mir. (25.12.2018)