Die Mahnung des Bundespräsidenten, dem Bundesheer endlich die Mittel zur Erfüllung von dessen verfassungsmäßigen Aufgaben zu geben, kommt zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. Der Oberbefehlshaber hat sie in seinen Tagesbefehl zum Jahreswechsel verpackt und diesen zum Weihnachtsfest veröffentlichen lassen.

Nun gilt Weihnachten den Österreicherinnen und Österreichern vor allem als ein Fest des Friedens – da mag es vielen als besonders unzeitgemäß gelten, eine Aufrüstung zu fordern. Allerdings: Sehr viele Mitbürger haben auch während des übrigen Jahres wenig Verständnis für die Notwendigkeiten einer zeitgemäßen militärischen Landesverteidigung. Jahrzehntelange Pazifismuspredigten an den Schulen haben gemeinsam mit der Erfahrung, dass Österreich Kriege und Kriegsfolgen zuletzt allenfalls in Gestalt von Flüchtlingen zu spüren bekommen hat, blind und taub für die bestehenden Bedrohungen gemacht. Es herrscht aber leider Krieg – im Internet sowieso, in vielen Teilen der Welt und leider auch wieder auf europäischem Boden.

Ein neutrales Land ist dagegen nicht allein durch seine Neutralität geschützt – es muss alle zumutbaren Anstrengungen unternehmen, sich und seine Bürger selbst zu schützen. Österreich tut das, nicht zuletzt indem es Friedenssoldaten nach Bosnien und in den Kosovo, in den Libanon und nach Mali entsendet. Es sollte selbstverständlich sein, dass man das Heer entsprechend ausrüstet. (Conrad Seidl, 23.12.2018)