Pro Kopf sollten 2019 laut Wifo 0,6 Prozent mehr in der Geldbörse bleiben. Einige Hunderter werden das wohl bei den wenigsten sein. Aber das was bleibt, ist besser als nichts.

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Die Einkommensentwicklung der Österreicher war in den letzten Jahren ziemlich flau. Nach der deutlichen Entlastung durch die Steuerreform 2016 setzte schon wieder eine Gegenbewegung ein. 2017 brachte Nettoeinkommensverluste, 2018 geht sich laut Wirtschaftsforschern gerade eine schwarze Null aus. Mäßige Lohnanpassungen werden von der Inflation nahezu oder ganz aufgefressen, den Rest erledigt der Fiskus. Er profitiert vom Vorrücken der Beschäftigten in höhere Steuerklassen und davon, dass der Anteil des Gehalts in der oberen Tarifstufe wächst.

Das lässt sich anhand der jüngsten Daten des Wifo veranschaulichen: Heuer steigen die Löhne und Gehälter pro Kopf um 2,4 Prozent. Zieht man die Teuerung ab, bleiben real brutto noch 0,4 Prozent mehr übrig als 2017. Netto kommt dann die kalte Progression zu tragen: Mit 0,1 Prozent plus kann heuer faktisch keine Veränderung festgestellt werden.

Keine großen Sprünge durch Teuerung

Eines vorweg: Die Inflation wird sich auch im kommenden Jahr deutlich auf die Einkommen auswirken. Allerdings liegen die Lohn- und Gehaltsabschlüsse doch spürbar über der Teuerung. 3,5 Prozent plus bei den Metallern, 2,8 Prozent im öffentlichen Dienst, der überdies von automatischen Vorrückungen profitiert: In Summe werden die Löhne und Gehälter pro Kopf laut Wirtschaftsforschungsinstitut im kommenden Jahr um 2,6 Prozent zulegen. Im Unterschied zu anderen Jahren fällt der Nettozuwachs nach Abzug der Teuerung einmal höher aus als die Bruttosteigerung: Pro Kopf sollten 2019 laut Wifo 0,6 Prozent mehr in der Geldbörse bleiben.

Das sind zwar keine großen Sprünge, doch besser als nichts. Ausschlaggebend für die niedrigere Fiskalbelastung sind zwei Maßnahmen der Regierung. Einerseits wurden schon zum Halbjahr 2018 die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gesenkt – nun kommt die Maßnahme über das ganze Jahr voll zum Tragen. Kleine Einkommen von bis zu knapp 2000 Euro im Monat werden dadurch laut Finanzministerium mit bis zu 490 Euro im Jahr entlastet.

Familienbonus

Dazu kommt das Vorzeigeprojekt der Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz: Der Familienbonus bringt ab 2019 eine steuerliche Entlastung von bis zu 1500 Euro pro Kind. Allerdings muss der gleichzeitige Wegfall der Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten und des Kinderfreibetrags gegengerechnet werden, der aber in jedem Fall niedriger ist als der neue Bonus. Zu berücksichtigen ist zudem, dass die Begünstigung erst bei einem Bruttoeinkommen von rund 1700 Euro im Monat voll wirkt (bei einem Kind).

Die Steuerzahler können selbst wählen, wann sie in den Genuss der neuen Regelung kommen: entweder sofort oder rückwirkend im Rahmen der Arbeitnehmerveranlagung.

Das Wifo geht davon aus, dass im kommenden Jahr 600 Millionen Euro vom Familienbonus in Anspruch genommen werden, 2020 dann 1,1 Milliarden. In dem Jahr soll es dann ja zur ganz großen Entlastung der Beschäftigten kommen. Allerdings mehrten sich zuletzt die Hinweise, dass bei der Steuerreform nach Abzug der Senkung der Unternehmenssteuern nicht allzu viel für die Arbeitnehmer übrig bleiben könnte. Die sind seit der letzten großen Entlastung 2016 durch die kalte Progression mit – je nach Berechnung – drei bis fünf Milliarden Euro belastet worden. Und hoffen auf bessere Zeiten. (Andreas Schnauder, 26.12.2018)