Krautwaschl bei der Präsentation des Programmes zum Jubiläum 800 Jahre Dioezese Graz-Seckau.

Foto: der plankenauer

Graz – Nach dem 800-Jahre-Jubiläum der Diözese Graz-Seckau blickte Bischof Wilhelm Krautwaschl im APA-Interview auf 2018 zurück und präsentiert einen "Fahrplan für die nächsten Jahrzehnte". Seit 1. September ist die katholische Kirche in der Steiermark statt in Dekanaten in Regionen unterteilt. Der Strukturwechsel war im "Zukunftsbild" im 800-Jahre-Jubiläum beschlossen worden. Ab 1. September 2020 setzen sich die Regionen dann aus Seelsorgeräumen zusammen, Pfarrverbände sollen aufgelöst werden. Bischof Wilhelm Krautwaschl sprach von einem "Fahrplan für die nächsten Jahrzehnte".

Menschen hätten "Bild wie vor 40 Jahren"

"Grundlage des Zukunftsbildes ist eine Bewusstseinsänderung, nämlich zu schauen, was ist unsere Sendung. Und die ist das Evangelium", formulierte Krautwaschl im APA-Interview. Er meinte, die "alten Machtverbindungen" seien vorbei: "Da haben wir aus so manchem, das in der Geschichte vorgefallen ist, gelernt. Das traue ich mir zu sagen. Ob wir genug gelernt haben, ist wieder eine andere Frage." Er meinte jedoch, dass manche Menschen, die wenig mit der Kirche zu tun haben, ein "Bild wie vor 40 Jahren" haben würden. Sie würden der katholischen Kirche gar nicht die Chance geben, eine Änderung zu beweisen: "Dann kommen unter Umständen wieder Fälle dazu, dass tatsächlich wieder mal das eine oder andere schief geht und dann geht das Häferl wieder über – auf gut steirisch."

Oftmals würden Pfarrgemeinderäte an ihn herantreten und den Mangel an jungen Leuten in der Kirche bedauern: "Ich sage dann: Ja wo habt ihr denn die jungen Leute und seid ihr bei ihnen dort? Wo redet ihr mit ihnen? Wir haben 90 Pfarrkindergärten und einige katholische Schulen in der Steiermark: Nutzen wir das wirklich, um da unsere Botschaft in die Gesellschaft hineintragen? Sind wir tatsächlich an den Menschen und ihrem Heil interessiert? Oder werden wir nur als eine Organisation wahrgenommen, die schaut, dass sie ihre Schäfchen ins Trockene bringt? Da hoffe ich, dass die Gleise richtig gelegt sind."

Schöne Lebensform oder Zulassungsbedingung?

Beim Zölibat, das gerade nach den Vorgängen in Klagenfurt wieder ein Thema war, hat Krautwaschl das Gefühl, dass Kirche von vielen entgegen den gesellschaftlichen Entwicklungen als etwas verfestigt wurde, bei dem alle Aufgaben auf den Pfarrern lasten: "Und jetzt gehen uns die Priester aus und es brennt der Hut." Man müsse nun genau hinschauen, so Krautwaschl, ob das Zölibat als "schöne Lebensform" oder als "Zulassungsbedingung" wahrgenommen werde: Sei ersteres der Fall, wäre es egal, ob das Zölibat aufgegeben werde oder nicht: "Da bin ich offen, was kommen wird." Krautwaschl ist sich allerdings sicher, dass das Zölibat weltkirchlich nicht aufzuheben ist. 60 Prozent der Mitglieder der katholischen Kirche würden im Süden leben und hätten diese Problemstellung nicht.

Die gerade in der evangelischen Kirche diskutierte Anerkennung der Ehe für Homosexuelle sieht Krautwaschl als kein Thema für die katholische Kirche: "Wir haben – entgegen den evangelischen Christen – ein fixes Verständnis von Ehe. Ob das gescheit ist, darüber kann man streiten, aber immerhin hat sich der Staat bei der Ehe damals an das Kirchliche angelehnt, also kann es nicht so schlecht gewesen sein." Für Krautwaschl ist das katholische Ehe-Verständnis etwas Schönes, aber: "Wir tun uns wahnsinnig schwer zu kommunizieren, was wir unter Ehe verstehen." (APA, red, 24.12.2018)