1986 wurde der kommerzielle Walfang durch ein Moratorium international verboten. Japan nutzt aber eine Lücke in der Vereinbarung, wonach Wale zu Forschungszwecken getötet werden dürfen.

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Tokio – Schwarzer Tag für Tierschützer und Walfanggegner: Japan wird sich aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) zurückziehen und den kommerziellen Walfang wieder aufnehmen. Das Land werde ab kommendem Juli zu kommerziellen Zwecken Wale jagen, kündigte Regierungssprecher Yoshihide Suga am Mittwoch an.

Dies werde sich aber auf die Regionen vor der japanischen Küste beschränken: "Wir werden nicht in den antarktischen Gewässern oder in der südlichen Hemisphäre jagen."

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Ankündigung scharf: Japan schere damit aus der internationalen Gemeinschaft aus, erklärte der Chef von Greenpeace Japan, Sam Annesley. Der Schritt stehe auch den Bemühungen für den notwendigen Schutz der Ozeane und "dieser majestätischen Lebewesen" entgegen.

"Kurzsichtige Eigeninteressen und Populismus sind höchst bedenklich und gefährden Errungenschaften im Bereich des Arten- und Meeresschutzes, die über Jahrzehnte erkämpft wurden", sagt Fabienne McLellan, Leiterin der internationalen Zusammenarbeit bei OceanCare.

Zwergwale schwierig zu erkennen

OceanCare kritisiert zudem, dass Walarten, die in der Interpretation der japanischen Entscheidungsträger als häufig gelten, in komplexen Populationsstrukturen vorkommen. So gilt ein Zwergwalbestand im Nordwestpazifik als stark gefährdet. "Man kann die Zwergwale des stark gefährdeten Bestandes von einem Walfangschiff aus äußerlich nicht von der größeren Population unterscheiden. Ein Grund, warum in Analysen auch stets Fleisch von diesen gefährdeten Tieren am Markt identifiziert wurde", kritisiert Nicolas Entrup, Ocean Policy Experte bei OceanCare.

Keine Überraschung

Der Austritt Japans aus der Walfangkommission ist keine Überraschung: Japan war im September in der IWC mit einem Antrag auf eine Rückkehr zum kommerziellen Walfang gescheitert. Das Land hatte bei der IWC-Jahrestagung im brasilianischen Florianopolis argumentiert, die Bestände einiger Walarten hätten sich so weit erholt, dass der kommerzielle Walfang wieder zugelassen werden könne. Nach Ablehnung des Antrags warnte die japanische Regierung, Japan sehe sich zu einer "grundlegenden Neubewertung seiner Position als Mitglied der IWC veranlasst".

Regierungssprecher Suga sagte am Mittwoch, bei der Jahrestagung habe es "keine Zugeständnisse" der Staaten gegeben, die sich ausschließlich dem Schutz der Meeressäuger verpflichtet sehen. Eine Koexistenz in der IWC sei deswegen nicht mehr möglich.

Die Regierung in Tokio will die Internationale Walfangkommission bis Jahresende offiziell über den Rückzug informieren. Dieser wird damit zum 30. Juni gültig. Japan wird dann nach Sugas Angaben in japanischen Hoheitsgewässern und in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone des Landes Wale jagen. Mit Austritt aus der IWC schließt sich Japan den beiden anderen großen Walfangnationen Island und Norwegen an, die sich offen dem Fangverbot von 1986 widersetzen.

Walfang seit 1986 verboten

Das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs wurde 1946 zum Schutz der Wale beschlossen. 1986 wurde der kommerzielle Walfang durch ein Moratorium international verboten.

Japan nutzt aber eine Lücke in der Vereinbarung, wonach Wale zu Forschungszwecken getötet werden dürfen. Das Land macht wissenschaftliche Gründe für den Walfang geltend, das Fleisch getöteter Wale wird aber anschließend zum Verzehr verwendet.

Japan macht daraus kein Geheimnis und erklärt, der Walfang sei ein wichtiger Teil seiner Kultur. Regierungssprecher Suga sagte am Mittwoch, mit dem Austritt aus der IWC könnten japanische Walfänger die "reiche Walfang-Kultur unseres Landes an die nächste Generation weitergeben".

Japan jagt schon seit Jahrhunderten Wale. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Walfleisch eine wichtige Proteinquelle für die verarmte Bevölkerung. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Konsum von Walfleisch aber stark zurückgegangen. (red, APA, AFP, 26.12.2018)