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Mit mehr als 300 Geretteten an Bord ist das Schiff von "Proactiva Open Arms" nach Spanien unterwegs.

Foto: AP Photo/Olmo Calvo

Mit Weihnachtsmannmützen und Malbüchern für die Kinder feierte die Besatzung des Rettungsschiffes von Proactiva Open Arms gemeinsam mit den Geretteten auf dem Meer Weihnachten. Das Schiff befindet sich mit 311 Flüchtlingen und Migranten an Bord auf dem Weg in den spanischen Hafen Algeciras, wo es am Freitag wird anlegen können. Zuvor hatten Malta und Italien den Rettern eine Einfahrt in einen ihrer Häfen verwehrt.

Dabei ist das Schiff nicht für die Betreuung solch großer Menschengruppen ausgelegt. Am Christtag musste deshalb ein zweites Schiff der NGO, das Segelboot Astral, Nahrungsmittel, Decken und Medikamente liefern. Davor hatte Malta Lebensmittelspenden verweigert. Die Küche an Bord des Rettungsschiffes kann gerade einmal die Besatzung versorgen. Der Missionsleiter der spanischen Hilfsorganisation, Gerard Canals, sagte Medien, dass deshalb stundenlang gekocht werden müsse, um alle Menschen zu versorgen. Bis zur geplanten Ankunft am morgigen Freitag rechnet er damit, dass rund 4200 Mahlzeiten zubereitet wurden.

Mutter und Kind ausgeflogen

Aufwendiges Essen ist aber sowieso nicht angebracht, da die Menschen auf den beiden Flüchtlingsbooten in Seenot an Seekrankheit leiden und nur einfache Nahrung zu sich nehmen können. Das Wetter war in den vergangenen Tagen zunehmend schlechter geworden. Eine Frau und ihr neugeborenes Baby wurden bereits von den maltesischen Behörden per Helikopter von dem Schiff ausgeflogen.

Einen sicheren Hafen hat das Rettungsschiff Sea-Watch 3 der gleichnamigen Hilfsorganisation hingegen noch nicht in Sicht. Mit 32 Menschen aus 17 Nationen an Bord kreuzt das Schiff noch immer vor den Hoheitsgewässern Maltas – in der maltesischen Such- und Rettungszone.

Appell an Deutschland

Malta, Italien und Spanien haben der Besatzung bereits eine Absage erteilt, wie Ruben Neugebauer, Sprecher der NGO, am Telefon dem STANDARD sagt. Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega veröffentlichte auf Twitter, dass Italien "seine Herzen und Geldbörsen zur Genüge geöffnet habe". Er sieht andere Staaten in der Verantwortung.

Nun hofft man auf die Hilfsbereitschaft Deutschlands. Neugebauer verweist auf das Bündnis Seebrücke, in dessen Namen sich unter anderem mehr als 30 deutsche Städte zu sicheren Häfen erklärt haben. Sie wollen Menschen, die aus Seenot gerettet wurden, aufnehmen. "Noch dürfte der deutsche Innenminister Horst Seehofer aber blockieren", sagt der NGO-Sprecher.

Hoffnung auf Deal

Die Helfer hoffen auf eine Lösung ähnlich der letzten Rettung durch das mittlerweile abgezogene Hilfsschiff Aquarius. Ende September waren 58 Gerettete an die maltesischen Behörden übergeben worden. Von Malta aus waren sie schließlich auf Spanien, Portugal, Deutschland und Frankreich verteilt worden. Diese Staaten kümmern sich nun um die Asylanträge der Personen.

Die Sea-Watch 3 ist das größte noch verbleibende Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer. Die Versorgung der 32 Geretteten an Bord sei "noch handzuhaben", sagt Neugebauer. Doch die Lebensmittel würden irgendwann zu Neige gehen. "Wir sind für Rettungen ausgerüstet aber nicht für die Versorgung von Geretteten über einen längeren Zeitraum", sagt er. (Bianca Blei, 26.12.2018)