Auch am Donnerstag ebbte die Kritik der Pro-Assad-Allianz im Bürgerkriegsland Syrien am Nachbarn im Südwesten nicht ab. Und die Vorwürfe wiegen schwer: Israelische Kampfjets hätten sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch während einer Serie von Angriffen auf Waffenlager in Syrien hinter zivilen Flugzeugen "versteckt". Dies habe zur Folge gehabt, dass das syrische Militär seine Luftabwehrfähigkeiten nicht vollends entfalten konnte, um einen fälschlichen Beschuss der zivilen Maschinen und "eine Katastrophe" zu vermeiden.

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Zwei Geschosse schlugen westlich von Damaskus ein. Syriens Militär wagte nach eigenen Angaben nicht, auch diese abzufangen.
Foto: REUTERS/Omar Sanadiki

Bereits im September hatte Syrien ein russisches Aufklärungsflugzeug samt 15 Mann Besatzung durch "friendly fire" abgeschossen. Auch damals warf man Israels Kampfjets vor, sich hinter dem russischen Flieger versteckt zu haben. Tatsächlich konnte Damaskus diesmal nur 14 der 16 präzisionsgelenkten Bomben – abgefeuert durch sechs israelische F-16-Kampfjets – abfangen, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Die restlichen zwei schlugen etwa sieben Kilometer westlich von Damaskus in einem offenbar vom Iran unterstützten Hisbollah-Waffendepot ein, wobei drei syrische Soldaten verletzt wurden. Ein anonymer israelischer Offizieller bestätigte der Washington Post die Angriffe. Zum etwaigen "Verstecken" hinter zivilen Fliegern äußerte er sich nicht. Israels Premier Benjamin Netanjahu sagte nur, man gehe "auch in diesen Tagen" gegen den Iran inSyrien vor.

Libanesischer Luftraum

Noch komplizierter macht die Sache, dass Israel die Raketen von libanesischem Luftraum aus abgefeuert hat, als sich die beiden zivilen Flieger gerade im Landeanflug auf Beirut beziehungsweise Damaskus befanden. Einer wurde daraufhin gar auf den von Moskau kontrollierten westsyrischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in der Nähe Lakatias umgeleitet, sagte Konaschenkow. Er sprach von einem "provokativen" Fliegerangriff Israels, der eine "direkte Bedrohung" für die zivilen Passagiere dargestellt habe.

Ein Screenshot der Flugradarseite vom 27.12.2018 beweist, dass Middle East Airlines (MEA) immer noch über syrischen Luftraum fliegt.
Foto: screenshot / flightradar24.com

Auch Libanons Verkehrsminister Youssef Fenianos schlug in dieselbe Kerbe und verurteilte Israels Verhalten scharf. Beirut will eine "dringliche Beschwerde" beim UN-Sicherheitsrat einreichen. Nach wie vor unklar ist jedoch, um welche Fluglinien es sich bei den angeblich gefährdeten Fliegern gehandelt hat.

Verwaister Luftraum

Da der Luftraum über dem Bürgerkriegsland Syrien mittlerweile großteils verwaist ist, kommen nicht sehr viele infrage. In Syrien startet und landet neben der staatlichen Syrian Air und einigen privaten syrischen Flugunternehmen nur noch Iraqi Airways. Beide fliegen auch Beirut an. Über syrisches Luftgebiet fliegt zudem trotz Warnungen der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) auch die nationale Fluggesellschaft des Libanon, Middle East Airlines (MEA). Während der Angriffe soll sich laut einer Quelle vom Beiruter Flughafen aber kein Flieger der MEA in der Luft befunden haben.

Ansonsten ist der Luftraum über Syrien – wie beispielsweise auch über Libyen – relativ verwaist.
Foto: screenshot / flightradar24.com

Dass die Fluglinie immer noch über Syrien fliegt, sorgt dennoch immer wieder für Kritik. Spätestens seit dem Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine mit 298 Toten werfen Experten die Airline immer wieder vor, Kostenüberlegungen über Passagiersicherheit zu stellen. Andere wiederum vermuten direkten politischen Druck aus Damaskus. Bedenklich für Kunden ist das vor allem, weil bei der Buchung über ein Partnerunternehmen keine explizite Warnung vor der Flugroute erfolgt, wenn etwa MEA den Flug durchführt. (Fabian Sommavilla, 27.122.2018)