Israels Premier Benjamin Netanjahu steht unter Druck.

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Jerusalem – Unbekannte haben das Grab des Vaters des israelischen Generalstaatsanwalts geschändet, der über eine Korruptionsanklage gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu entscheiden muss. Das israelische Fernsehen berichtete am Freitag, Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit habe die Schändung bei einem Besuch auf dem Friedhof nahe Tel Aviv bemerkt und die Polizei verständigt.

Dem Bericht zufolge war es das einzige Grab auf dem Friedhof, das geschändet wurde. Zahlreiche Politiker, darunter Netanjahu, verurteilten den Vandalismus. Mandelblit muss im kommenden Jahr über eine mögliche Anklage Netanjahus in drei Fällen entscheiden. Es ist noch unklar, ob er seine Entscheidung vor oder nach der Parlamentsneuwahl am 9. April öffentlich machen wird.

Kein Rücktritt von Premier

Die Gratiszeitung "Israel Hajom", die als regierungsnah gilt, berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Vertraute Netanjahus, der 69-Jährige werde "unter keinen Umständen zurücktreten", auch im Fall einer Anklageerhebung. Mitglieder seiner Likud-Partei hätten gedroht, Mandelblit werde "gnadenlos attackiert werden", sollte er seine Entscheidung noch vor den Wahlen veröffentlichen, schrieb das Blatt.

Zuvor hatte die Zeitung diese Drohung Netanjahu selbst zugeschrieben. Die "Jerusalem Post" schrieb am Freitag, Netanjahu habe die Berichte über Drohungen gegen den Generalstaatsanwalt dementiert.

Koalition unter Druck

Das Parlament hatte sich am Mittwoch aufgelöst und damit den Weg für eine vorzeitige Wahl freigemacht. Netanjahus rechts-religiöse Regierungskoalition war zuletzt immer stärker unter Druck geraten.

Die Polizei hat in drei Fällen empfohlen, Anklage gegen Netanjahu zu erheben. Er wird verdächtigt, von befreundeten Milliardären teure Geschenke angenommen zu haben. Einem kritischen Zeitungsverleger soll er angeboten haben, im Gegenzug für positive Berichterstattung dessen Konkurrenzblatt auszuschalten.

Auch dem Telekom-Riesen Bezeq soll Netanjahu in seiner Zeit als Kommunikationsminister im Gegenzug für positive Berichterstattung in einem zum Konzern gehörenden Medium Vorteile gewährt haben. Netanjahu streitet alle Vorwürfe ab und spricht – in der Diktion von US-Präsident Donald Trum – von einer "Hexenjagd" auf ihn. (APA, 28.12.2018)