"Bandersnatch" ist nur der Auftakt zu einer interaktiven Filmreihe

Foto: Netflix

Die dystopische Fernsehserie "Black Mirror" ist wieder einmal das Gesprächsthema Nummer Eins in sozialen Medien. Anlass ist dieses Mal eine besondere Episode, und zwar der erste interaktive Netflix-Film für Erwachsene. Durch Entscheidungen an verschiedenen Stellen der Folge können bis zu fünf alternative Enden erreicht werden. Im Netz ist naturgemäß eine leidenschaftliche Debatte über einzelne Handlungsstränge ausgebrochen, vor allem auf Reddit wird über versteckte Hinweise diskutiert.

Testversuche bei Kindersendungen

Vorläufer des düsteren Films waren jedoch Specials von beliebten Kinderserien auf Netflix. Zu verdanken ist das Carla Engelbrecht, die vor fünf Jahren zum Videostreaming-Giganten kam. Engelbrecht war für Familien- und Kindersendungen verantwortlich, sie hatte zuvor Erfahrungen mit interaktiven Programmen gesammelt. Das wollte sie nun bei Netflix in einer neuen Dimension umsetzen. Gemeinsam mit Produktchef Todd Yellin wurden erste Testballons abgesetzt. Kinder seien offener für derartige Versuche, sagt Engelbrecht zu Wired. Deshalb sei es logisch gewesen, hier erste Tests durchzuführen. Sie kamen äußerst gut an.

"Black Mirror" als natürlicher Partner

Nun war es an der Zeit, interaktive Filme auch für Erwachsene umzusetzen. Ein natürlicher Partner war für Netflix die Serie "Black Mirror", die man seit 2015 selbst produzierte. Doch deren Erfinder Charlie Brooker war alles andere als begeistert. Nach einem ersten Meeting mit Netflix war er sich sicher, die Idee nicht umsetzen zu wollen. Beim Brainstorming für die nächste Staffel entstand jedoch eine Episode, die perfekt als interaktiver Film funktionieren würde.

Keine simplen Lösungen

Da sich "Black Mirror" jedoch nicht mit simplen Lösungen zufrieden gibt, wollte Brooker, dass sich die Handlung im Film auch ändert, wenn man bereits anders abgezweigt und wieder zum Ursprungspunkt zurückgekehrt ist. Der Film soll sich "merken", wie sich der Zuseher zuvor entschieden hat, auch wenn er in der Handlung von vorne startet. Nun reichte ein einfacher Entscheidungsbaum nicht mehr aus. Brooker lernte die Programmiersprache Twine, die für Videospiele benutzt wurde, um die Komplexität aufzuzeichnen.

Resonanz im Netz

Nach zahlreichen Nervenzusammenbrüchen – zwölf laut Wired – und einer doppelt so langen Produktionszeit wie bei einer normalen Folge erschien "Black Mirror: Bandersnatch" dann überraschend am 28. Dezember. Die Episode sollte ohnehin nur den Auftakt zu interaktiven Programmen für Erwachsene stellen, nach der großen Resonanz im Netz kann sich Netflix aber sicher sein, damit auf das richtige Pferd zu setzen. Noch ist unklar, wann tatsächlich die nächsten interaktiven Serienfolgen oder Filme erscheinen. Produktchef Yellin hat jedoch einige Ideen. Etwa "interaktive verrückte Comedys. Interaktive Horrorfilme. Oder eine interaktive Romanze, bei der den Partner auswählen kann". (red, 30.12.2018)