Cannabisblüten werden in Österreich quasi staatlich produziert – und zwar von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Die Blüten bleiben allerdings nicht in Österreich, sondern gehen an das deutsche Pharmaunternehmen Bionorica. Dort wird die Pflanze zum Medikament Dronabinol und landet dann in heimischen Apotheken.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Blüten in der Apotheke gibt es in Deutschland. In Österreich soll sich an der bisherigen Praxis und Rechtslage aber nichts ändern. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Gesundheitsministeriums hervor.

Foto: APA/dpa/Swen Pförtner

Wien – Alles beim Alten. So kann man die Einschätzung des Gesundheitsministeriums zum Einsatz von Cannabis in der Medizin zusammenfassen.

Der Gesundheitsausschuss des Nationalrats hatte im Juni das Ministerium ersucht, bis Ende des Jahres einen Bericht zum medizinischen Einsatz von Cannabis zu erstellen – unter Einbeziehung von Experten. Der Antrag von Peter Kolba, Bürgerrechtssprecher der Liste Jetzt (früher Liste Pilz), wurde damals einstimmig verabschiedet. Kolba leidet selbst an einer chronischen Schmerzerkrankung und fordert seit Jahren die Freigabe von Cannabisblüten für medizinische Zwecke.

Experten sehen keine Vorteile

Die vom Gesundheitsministerium um Stellungnahmen gebetenen Institutionen – Oberster Sanitätsrat, Apothekerkammer, Ärztekammer sowie Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) – kamen allerdings zu einem anderen Schluss: "Für den Einsatz von Cannabis, im Sinne von getrockneten Blüten- oder Fruchtständen der Cannabispflanze, als Arzneimittel in Österreich fehlt der wissenschaftliche Nachweis der Vorteile im Vergleich zu jenen cannabisbasierten Präparaten, die bereits der ärztlichen Verschreibung zur Verfügung stehen", so das Fazit. Außerdem könne bei den jetzt schon erhältlichen cannabisbasierten Arzneimitteln die Dosierung exakt getroffen werden, bei Blüten sei dies nicht möglich.

"Dieser Bericht ist eine schwere Enttäuschung für die 1,5 Millionen Schmerzpatienten in Österreich", kritisierte Kolba. Österreich handelt mit dieser Einschätzung gegen den internationalen Trend. Cannabisblüten sind etwa seit März 2017 in deutschen Apotheken gegen Rezept erhältlich.

Problematische Bewilligungspraxis der Kassen

Bei einem Rundruf des STANDARD im April zeigten sich die Parlamentsparteien der Liberalisierung von Cannabis in der Medizin nicht abgeneigt, es brauche aber mehr Daten. Einigkeit herrschte hingegen darüber, dass die Bewilligungspraxis der Krankenkassen für die derzeit erhältlichen Präparate problematisch sei.

Im aktuellen Bericht wird darauf nicht eingegangen. Der Hauptverband liefert dafür Zahlen zur Patientenzahl mit zumindest einer erstatteten Verordnung: 7325 Personen waren es demnach im ersten Halbjahr. (Lara Hagen, 30.12.2018)