Der Blick der Österreicherinnen und Österreicher ins neue Jahr ist zuversichtlich.

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Linz – 53 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sehen der nahen Zukunft mit Optimismus und Zuversicht, nur 18 Prozent mit Skepsis und Pessimismus entgegen.

Das zeigt die aktuelle Market-Umfrage zum Jahreswechsel. Gegenüber dem Spätherbst des Jahres 2017 ist das ein Anstieg um sieben Prozentpunkte. Auffallend ist, dass jüngere Befragte deutlich optimistischer sind als Befragte über 50.

Skeptische SPÖ-Anhänger

Und auch die politische Grundhaltung spielt eine Rolle: ÖVP-Wähler blicken besonders zuversichtlich in die Zukunft, SPÖ-Wähler sind besonders skeptisch.

Auch regional gibt es große Unterschiede: In Wien gibt es mit 46 Prozent besonders wenige Optimisten. Auch die Frage, wie sich das Leben im Bundesland entwickelt hat, wird von den Wienern mit deutlich mehr negativen Angaben beantwortet als von Menschen in den übrigen Bundesländern.

Insgesamt fällt der Jahresrückblick für die meisten Österreicherinnen und Österreicher recht gut aus: Auf die Frage, ob die eigene wirtschaftliche Lage, die eigene finanzielle Situation in den vergangenen zwölf Monaten besser, schlechter oder etwa gleich sei, gaben 19 Prozent eine Verbesserung, 61 Prozent einen Gleichstand und ebenfalls 19 Prozent eine Verschlechterung zu Protokoll.

Erwartungsgemäß sehen jüngere Befragte mehr Verbesserungen (als Berufseinsteiger erleben sie stark steigende Einkommen) und ältere Befragte eher einen Gleichstand. In allen Altersgruppen sind aber jene 19 Prozent zu finden, die einen finanziellen Abstieg spüren – bei Männern und Frauen ist diese Gruppe gleich groß, auch regional sind die Unterschiede gering.

Zufriedene ÖVP-Wähler

Allerdings gibt es einen Zusammenhang zwischen der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage und der Parteipräferenz: Bekennende ÖVP-Wähler sehen sich überdurchschnittlich oft finanziell gestärkt und unterdurchschnittlich oft finanziell geschwächt. Diejenigen, die gar keine Parteipräferenz äußern, sehen sich überdurchschnittlich oft in schlechteren und nur ganz selten in besseren Verhältnissen.

Diese Ergebnisse der jüngsten Umfragewellen des Linzer Market-Instituts für den STANDARD deuten auf einen Wandel in der freiheitlichen Wählerschaft hin, sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Bevor die FPÖ in die Regierung gekommen ist, haben sich ihre Wähler als benachteiligt gesehen, sie waren auch generell wenig optimistisch. Heute sind das Haltungen, die man eher bei den Sozialdemokraten und den politisch nicht gebundenen Wahlberechtigten findet."

Wandel der freiheitlichen Wähler

Tatsächlich hat die FPÖ bei Wahlen eine relativ geringe "Haltequote", das heißt: Sie hat viele ihrer jeweiligen Wähler erst in der Wahlkampagne aus dem Kreis der unzufriedenen Nichtwähler und Indifferenten angesprochen oder gar aus anderen Parteiwählerschaften abgeworben. Heute sind die FPÖ-Anhänger aber nicht mehr nur Unzufriedene – für viele FPÖ-Wähler scheint die persönliche Situation und die politische Entwicklung in Österreich gut zu passen.

Politisch Ungebundene und Oppostionsanhänger sind überdurchschnittlich oft der Meinung, dass das Leben in Österreich insgesamt schlechter als vor einem Jahr ist – VP- und FPÖ-Wähler sehen die Entwicklung eher positiv.

Überwiegend negatives Europabild

Und quer über alle Parteien gibt es gleichmäßig schlechte Antworten auf folgende Frage: "Wenn Sie nun an Europa denken: Ist das Leben alles in allem in Europa heute besser, etwa gleich gut oder eher schlechter als vor zwölf Monaten?" Da sagen nur sieben Prozent, dass das Leben auf unserem Kontinent besser geworden wäre, 52 Prozent sehen es als gleich gut – aber 36 Prozent nehmen eine allgemeine Verschlechterung im Laufe des vergangenen Jahres an.

DER STANDARD ließ auch erheben, wie die Lage des Heimatbundeslands eingeschätzt wird.

Frage und Antwort sind – mitsamt zugehöriger Dokumentation – in der Grafik dargestellt. Dabei zeigt sich, dass im Schnitt zehn Prozent der Befragten meinen, dass das Leben im eigenen Bundesland im abgelaufenen Jahr besser geworden wäre, 69 Prozent sehen keine Veränderung, 17 Prozent aber nehmen eine Verschlechterung wahr. Hier schlägt wiederum die Parteinähe der Befragten durch – Freiheitliche sind eher kritisch, schließlich stellt ihre Partei in keinem Bundesland den Landeshauptmann.

In den einzelnen Bundesländern ist die Wahrnehmung allerdings besonders unterschiedlich.

Beispiel Burgenland: Hier finden besonders wenige Befragte das Leben schlechter als vor einem Jahr, und besonders viele sehen eine Verbesserung. In Kärnten sind jeweils 17 Prozent der Meinung, das Leben sei schlechter beziehungsweise besser geworden – nur 61 Prozent sehen keine Veränderung.

Kritische Wiener

Und schließlich die Wiener: Hier geben 28 Prozent an, dass das Leben im vergangenen Jahr schlechter geworden wäre, nur sechs Prozent sehen eine Verbesserung. Pfarrhofer: "Die Wiener sind besonders kritisch. In der Bundeshauptstadt meinen auch 29 Prozent, dass ihr Bundesland schlechter dastünde als der Rest Österreichs, diese Meinung findet man so ausgeprägt sonst nur in Kärnten."

Aller Kritik zum Trotz: Auch Wiener und Kärntner blicken überwiegend optimistisch in die nächsten Monate – aber eben nicht mit so großer Mehrheit wie die Bewohner andere Bundesländer. (Conrad Seidl, 31.12.2018)