Links oben zu sehen: Das Butterbrotdosen-Smartphone.

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Wer sich ein Smartphone kauft, der sollte sich eines Umstands bewusst sein: So ein Gerät erfasst die Aktivitäten seiner Nutzer im großen Stil – und zwar egal von welchem Hersteller es stammt. Ob Android oder iPhone, selbst wer seine Apps wohlweislich auswählt, liefert sich damit zahlreichen Überwachungsmöglichkeiten aus. So lässt sich etwa mithilfe des Mobilfunkers immer ein relativ exakter Standort des jeweiligen Besitzer ausmachen. Doch auch viele Sensoren direkt im Smartphone verraten viel mehr über unseren Alltag, als den meisten wohl lieb ist.

Eigenbau

Das Problem dabei: Wirkliche Alternativen gibt es kaum, der komplette Verzicht auf ein Mobiltelefon erscheint vielen unrealistisch. Doch nicht alle wollen sich mit diesem Umstand zufrieden geben. So demonstrierte eine Hackerin in einem Vortrag am 35. Chaos Communication Congress (35C3), wie sich ihr Smartphone selbst zusammengebaut hat – und dabei auf proprietäre Komponenten weitgehend verzichtet hat.

Im Kern des Eigenbau-Smartphones steckt ein Raspberry Pi 3B, der mittels Akkupack mit Strom versorgt wird. Gesteuert werden kann das Geschehen mittels eines 4-Zoll-Displays mit einer Auflösung von 320 x 480 Pixel. Als Software läuft darauf Arch Linux für ARM-Prozessoren, das bewusst schlank gehalten wurde. Als Browser verwendet die Hackerin Midori, auch ein Chat-Client (Gajim) und einige Spiele sind installiert. Das auffälligste Merkmal ist aber wohl das Aussehen des Geräts: Da die Bastlerin keine passende Hülle hatte, hat sie das Gerät kurzerhand in eine Butterbrotdose gesteckt.

Ein Mikrofon gibt es bei dem Gerät ebensowenig wie ein GSM-Modul mit SIM-Karte – immerhin handelt es sich dabei um eine unfreie Technologie mit vielen Fallstricken. Klassische Telefonie ist mit dem Gerät also nicht möglich, allerdings können dank Linphone Voice-over-IP-Gespräche geführt werden. Das Netz kommt via WLAN oder auch einem klassischen Netzwerkkabel, zur Telefonie nutzt die Berlinerin ein Headset.

Motivation

Die Bastlerin bezeichnet sich selbst dabei keineswegs als Profi – ganz im Gegenteil. Sie habe bei dem Projekt viel dazugelernt, sowohl was Hardwaremodifikationen als auch den Umgang mit Quellcode und Compilern anbelangt. Angesichts dessen spielt der Umstand, dass das Smartphone Marke Eigenbau mit einem Komponentenpreis von rund 120 Euro auch noch billiger als gängige Geräte war, eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. (red, 31.12.2018)