Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi will Brücken zur Liste Jetzt bauen.

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Innsbruck/Wien – Der Grüne Bürgermeister Innsbrucks, Georg Willi, hält ein "Zusammengehen" mit der Liste Jetzt, ehemals Liste Pilz, für "machbar". Es mache "rational Sinn, weil das grüne Stimmenpotenzial derzeit auf zwei Parteien aufgeteilt ist", sagt er im Interview zur APA. "Emotional ist es für viele Grüne noch zu früh. Das merke ich", schränkte Willi gleichzeitig ein.

Das Vorgehen von Pilz habe bei vielen grünen Funktionären zu "menschlichen Verletzungen" geführt. Trotzdem solle man versuchen, ins Gespräch zu kommen. Er würde jedenfalls mithelfen, Brücken zu bauen. "Man muss auch sehen: Die Zukunftschancen von 'Jetzt' sind nicht sehr ausgeprägt. Sie schaffen es auch nicht in die Breite zu kommen – also auch auf Gemeinde- oder Landesebene Fuß zu fassen", ortete der frühere Nationalratsabgeordnete und langjährige Landtagsklubobmann weitere Argumente für ein Zusammengehen. "Ich halte es für machbar", zeigte sich Willi optimistisch.

Kogler-Nachfolger soll ein zwei Jahre vor der Wahl gekürt werden

Innsbrucks Grünen-Bürgermeister Georg Willi tritt außerdem für ein frisches Gesicht als Spitzenkandidat der Öko-Partei bei der Nationalratswahl im Jahr 2022 ein. "Aus der Riege der Landtagsabgeordneten" gebe es einige, denen er eine solche Spitzenkandidatur zutraue, erklärte Willi. Die grüne Frontfigur für die Nationalratswahl solle jedenfalls "ein, zwei Jahre" vor dem Urnengang gekürt und gleichzeitig auch zum Bundessprecher und damit Nachfolger von Werner Kogler gewählt werden, so Willi. Kogler, der im November zum Bundessprecher der aus dem Nationalrat geflogenen Partei gewählt worden war, hatte angekündigt, nach zwei Jahren an einen Nachfolger zu übergeben.

Auf die Frage, welche Landtagsabgeordneten ihm etwa konkret für die Spitzenfunktion vorschweben, nannte Willi den oberösterreichischen Mandatar Stefan Kaineder sowie die Vorarlbergerin Nina Tomaselli. "Kaineder hat ein gutes, sehr einnehmendes Auftreten. Tomaselli ist so eine Art Katharina Schulze, die erfolgreiche Spitzenkandidatin der Grünen bei der bayerischen Landtagswahl. Man braucht jemanden, der gut mit den Leuten kann", legte Willi seiner Partei mögliche Kandidaten ans Herz.

Erster Knackpunkt: EU-Wahl

Vorerst gelte das Hauptaugenmerk der Grünen jedoch der EU-Wahl im kommenden Jahr, so Willi. "Um Selbstvertrauen zu tanken, brauchen wir einen Wahlerfolg", betonte er. Ziel müsse es sein, "zu gewinnen". Konkret bedeute dies ein zweistelliges Prozentergebnis. Bei der EU-Wahl im Jahr 2014 hatten die Grünen 14,52 Prozent eingefahren. Die Partei müsse "selbstbewusst, optimistisch und einladend" um Wählerstimmen werben und das "Jammertal" nach dem Super-GAU bei der Nationalratswahl endgültig hinter sich lassen. Mit dem Bundeskongress sei die Trendwende eingeläutet worden, gab sich der Innsbrucker Stadtchef überzeugt. Und Werner Kogler sei der ideale Spitzenkandidat für die EU-Wahl – ein "Super-Unterhalter" und thematisch äußerst kompetenter Mann.

"Angekommen" im Bürgermeisteramt

Er selbst schließe zwar sowohl ein bundespolitisches als auch ein landespolitisches Amt in den kommenden Jahren aus, werde aber den Grünen mit Rat und Tat zur Seite stehen – etwa als frisch bestellter "Sonderbeauftragter für leistbares Wohnen". Sein Hauptfokus gelte aber der Landeshauptstadt Innsbruck, machte der seit Mai im Amt befindliche Willi klar. Bei der nächsten Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl im Jahr 2024 wolle er jedenfalls "nach derzeitigem Stand" erneut antreten.

Im Bürgermeisteramt sah sich Willi inzwischen angekommen. In den ersten sieben Monaten sei bereits "sehr viel gelungen", so der Stadtchef, der einer Viererkoalition aus Grünen, Für Innsbruck, SPÖ und ÖVP vorsteht. Auf der Habenseite verbuchte er etwa auch Atmosphärisches: "Die Stimmung in der Verwaltung ist seit meinem Amtsantritt entspannter." Angesichts der angespannten Finanzlage sei zwar für große Projekte weniger Geld vorhanden, von einer Notlage könne aber keinesfalls gesprochen werden. Die Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur würden zudem von Sparmaßnahmen ausgenommen. (APA, 31.12.2018)