Kritik an Verdächtigung von Mindestsicherungs-Beziehern: Schönborn

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Wien/Ro, (APA) – Kardinal Christoph Schönborn ruft die Österreicher in seiner Silvesteransprache im ORF-Fernsehen zu "Mitgefühl" auf. Der Wiener Erzbischof zeigte sich in Sorge, aber zuversichtlich, dass der "Grundwasserspiegel des Mitgefühls" in Österreich nicht absinke.

Verteidigung der Mindestsicherung

Die Sprache des Mitgefühls "brauchen wir nicht zu lernen", sagte Schönborn in Zitierung von André Heller. "Die können wir; sie ist uns angeboren. Beobachten Sie eine Mutter, wie sie ihr Kind anschaut: Das ist die Sprache des Herzens. Das ist die Sprache des Mitgefühls. Die Frage ist: Wird diese Weltmuttersprache in unserem Land weiter gesprochen werden? Denn man kann sie verlernen. Wenn ich etwa denke, wie die Hasspostings in unserem Land zunehmen, dann macht mir das Sorge. Wenn ich sehe, dass Menschen, die Mindestsicherung brauchen, in den Verdacht des Sozialschmarotzertums geraten, dann macht mir das Sorge. Dennoch bin ich zuversichtlich: In unserem Land ist der Grundwasserspiegel des Mitgefühls nicht abgesunken."

Es gebe so viele gute Initiativen in der Zivilgesellschaft, in der Kirche, in den Pfarrgemeinden. "So viele Menschen nehmen sich Zeit für andere, um für sie da zu sein, um ihr Mitgefühl zu leben. Solange diese Weltmuttersprache bei uns eine vertraute Sprache ist, bin ich zuversichtlich. Aber wir müssen das Unsere dazu beitragen", erklärte der Kardinal. Er sei jedenfalls zuversichtlich, dass "in unserem Land das Miteinander, das Mitgefühl, das Füreinander stärker sein wird als alle Versuchungen von Hass, gesellschaftlicher Spaltung und Gegeneinander".

Auch der Heilige Vater mahnt zu Solidarität

Der Papst hat in seinem Dankesgottesdienst zum Jahresende zu mehr Solidarität aufgerufen. Zu viele Menschen würden in einem Zustand extremer Armut und sogar des Sklaventums leben, beklagte der Papst am Montag. Er drückte den vielen Obdachlosen seine Nähe aus. Über 10.000 Menschen seien allein in Rom obdachlos. "Ihr Zustand ist vor allem im Winter extrem hart", so der Heilige Vater.

"Die Kirche will nicht vor Formen des Sklaventums unserer Zeit gleichgültig bleiben. Sie will diese Situationen auch nicht einfach beobachten und Unterstützung leisten. Sie will dieser Realität und diesen Menschen und ihren Situationen nahe sein", sagte der Papst. An der Vesper beteiligte sich auch die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi. (APA, 31. 12. 2018)