Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erläutert seinem künftigen burgenländischen Amtskollegen, worauf zu achten ist, wenn man das Steuer übernimmt.

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Dass Hans Peter Doskozil im Burgenland längst schon das Kommando übernommen hat, ist an vielerlei Details abzulesen. Nicht nur, aber schon auch daran, dass sich in seinem Büro die Petenten gewissermaßen die Klinke in die Hand geben. Während drüben in der Landeshauptmann-Büroflucht, wo Doskozil das politische Handwerk gelernt hat, zunehmend weniger Parteienverkehr stattfand. Bei Empfängen und Abendveranstaltungen haben die bei solchen Anlässen unvermeidlichen Herumwusler damit begonnen, zunehmend um den HPD herumzuwuseln. Er ist jetzt schon jene Anlaufstelle, die er demnächst sein wird.

Es ist nicht die geringste Qualität des Hans Niessl – eigentlich ja immer noch burgenländischer Landeshauptmann bis zum 28. Februar –, diesem Treiben mit großer Gelassenheit beizuwohnen. Manches Mal schien es gar, als genösse er es, sich selber zuzusehen beim Abschiednehmen. Und zuzusehen, wie der von ihm ja erfundene Nachfolger sein Amt anzulegen beginnt.

Mit Karacho

Das tut dieser mit Karacho. Viel Zeit zum Eingewöhnen hat er den Kollegen, Freunden, Widersachern nicht gegönnt. Die großen Baustellen – nein: Baugruben! – der Landespolitik erledigte er im offenkundigen Bemühen, bis zum offiziellen Amtsantritt möglichst schon tabula rasa gemacht zu haben.

Unlängst hat man sich sogar endlich endgültig mit Esterházy, mit dem das Land sich in multiplen Streitfällen verwickelt hat, generalverglichen. In Zukunft werden die zwei wichtigsten Protagonisten in der burgenländischen Kultur und im Tourismus wieder kooperieren, was vor allem dem Musiktheater-Tourismusstandort Mörbisch-St. Margarethen guttun wird.

Der Schaden, der den internationalen Haydntagen zugefügt wurde, lässt sich ohnehin nicht wiedergutmachen. Burgenlands renommiertestes Musikfest im Originalambiente des Haydnsaales im Eisenstädter Schloss ist das prominenteste Opfer jenes Streits, von dem nicht nur Nörgler meinen, er sei so nötig gewesen wie ein Kropf.

Monetäre Buße

Nämliches gilt für die Causa Krages, welche dieser Tage zu Ende gebracht wurde. Der Geschäftsführer der Spitalsholding und sein Chefjurist wurden Anfang April 2017 entlassen. Aus welchen Gründen, ist bis heute unklar. Die vorgebrachten – dienstrechtliche Verfehlungen der unterschiedlichsten Art – wurden vom Arbeitsgericht als nicht stichhaltig zurückgewiesen.

Jetzt tut die Krages, die Krankenanstaltengesellschaft, Buße dafür. Und weil das klarerweise eine monetäre Buße ist, büßt auch der Eigentümer, das Land. Und dessen "Eigentümer", das Volk. Kolportiert werden 700.000 Euro aufwärts. Nicht nur Nörgler lästern: Hätt mas net, dann tät mas net.

Dosko locuto

In diesen beiden Fällen ist HPD – "Dosko", wie sie ihn alle längst schon nennen – dreingefahren mit einer gewissen, nun ja: Kampfesfreude. Er hat sich nicht lange aufgehalten, das feine Knüpfwerk dieser beiden beinahe gordischen Verknotungen zu bewundern, sondern hat draufgehauen mit dem scharfen Schwert alexandrinischer Unbekümmertheit. Dosko locuto, causa finita! Auf deutsch: Dosko hat gesprochen, die Krot ist also zu fressen. (Für Karl-May-Leser: "Howgh, ich habe gesprochen!")

Hohes Gericht

Ganz stimmt das natürlich nicht. Denn Doskozil ist – als Jurist ist ihm das natürlich klar – bloß eine Person der Exekutive, der Dienerschaft des Gesetzes. Wenn wer einen Fall schließt, dann das zuständige Gericht. In exekutiven Streitfällen, in Verwaltungsangelegenheiten also, ist das zum Beispiel das Landesverwaltungsgericht.

In das könnte – so wird weithin befürchtet – die Büroleiterin des noch amtierenden Landeshauptmanns als neue Präsidentin bestellt werden, was den Widerspruch des noch ein Jahr lang amtierenden Präsidenten und einem Gutteil seiner Richter provozierte, was dann aber wiederum HPD "eine Frechheit" nannte, was wiederum die Opposition im Landtag und die Richterschaft als eine solche empfanden.

Kurz und gut: Die neue Ära hat, noch bevor sie wirklich angefangen hat, schon ihr erstes Gwirks.

Neue Namen

Das neue Personal des neuen Landeschefs wird seit längerem schon kolportiert. Die seit 2000 amtierende Landesrätin Verena Dunst (60) soll Landtagspräsidentin werden, Präsident Christian Illedits (60) dafür auf der Regierungsbank Platz nehmen. Und zwar neben zwei weiteren Neuen, dem 37-jährigen Manager Heinrich Dorner aus Lackenbach und der 38-jährigen Wirtschaftsprüferin Daniela Winkler aus Frauenkirchen.

Norbert Darabos (54) räumt dafür seinen Regierungssitz, um auf die südburgenländische Burg Schlaining zu wechseln, wo das vom legendären Kulturlandesrat Gerald Mader ins Leben gerufene und stets sehr stiefmütterlich behandelte Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung logiert.

Zitzerlweise

Diese Namen sind vorderhand klarerweise bloß was Herumschwirrendes. Hans Peter Doskozil erklärt deshalb ausdrücklich: "Mich interessiert nicht, was andere Parteien, insbesondere die Opposition, an Gerüchten in die Welt setzen. Wir haben immer klar gesagt, am 14. Jänner gibt es eine entsprechende Präsidiums- und Vorstandssitzung der burgenländischen SPÖ, da wird die Kandidatin oder der Kandidat aus dem Bezirk Neusiedl am See präsentiert."

Zitzerlweise wird das neue Team präsentiert: "Dann gibt es eine weitere Präsentation am 4. Februar, und in der letzten Februarwoche werden die restlichen Rochaden erfolgen."

Hans Niessl (67) wird in einer Landtagssondersitzung am 28. Februar verabschiedet (nicht in die Pension, sondern in die Consulterei); HPD und seine Mannschaft angelobt.

Und damit das auch klar ist, sagt der Neue: "Wir werden sicher eine andere Form der Regierungsarbeit sehen." Howgh. Sozusagen. (Wolfgang Weisgram, 1.1.2019)