Leistbarer Wohnraum ist neben gerechter Besteuerung das wesentlichste Anliegen der Wahlberechtigten.

Foto: Robert Newald

Linz – Die Prioritäten, die die österreichischen Wahlberechtigten für die heimische Politik setzen würden, sind ziemlich klar: Leistbarer Wohnraum wäre zu schaffen – ein Anliegen, das besonders von weiblichen und von älteren Befragten geäußert wird. Auch Wählerinnen und Wählern von Oppositionsparteien und politisch nicht festgelegte Personen nehmen das Thema überdurchschnittlich wichtig.

Das geht aus der aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Ähnlich wichtig (und noch öfter mit der Topnote "sehr dringend" belegt) ist der Wunsch, dass internationale Konzerne korrekt besteuert werden.

Steuergerechtigkeit als Anliegen

"Das hat ja zuletzt auch der Bundeskanzler im Hinblick auf die Internetkonzerne angekündigt – und da scheint er die Stimmungslage richtig erfasst zu haben. Diese Steuergerechtigkeit ist bei seinen eigenen Parteigängern populär, aber noch besser kommt das Thema bei den Wählern von Roten an. Übrigens auch bei den wenigen Wählern, die sich in unserer Umfrage zu den Grünen bekennen", liest Market-Institutsleiter David Pfarrhofer aus den Daten.

Wie der Grafik zu entnehmen ist, wurden den für die wahlberechtigte Bevölkerung repräsentativ ausgewählten 808 Befragten insgesamt 29 Politikbereiche zur Benotung von "sehr dringend" bis "gar nicht dringend" vorgelegt.

Die Auswertung zeigt, dass die korrekte Besteuerung von Konzernen den Befragten wichtiger ist als die steuerliche Entlastung von Arbeitseinkommen. Pfarrhofer: "Im Vergleich zu früheren Umfragen, bei denen wir nach der Steuerentlastung für Arbeit gefragt haben, hat das Thema sogar an Dringlichkeit verloren."

Zusammenhalt stärken

Auffallend stark werden die von der seit dem Vorjahr neuen politischen Situation gesetzten – und daher erstmals abgefragten – Themen priorisiert. Da ist auf der einen Seite der von den Regierungsparteien forcierte Wunsch, "dass Arbeitslose sich eine Arbeit suchen", der auch in besonderem Maße von deren eigenen Wählern genannt wird. Und auf der anderen Seite die oppositionelle Sorge, "dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft verbessert wird". Diesen Wunsch äußern besonders stark Frauen, ältere Befragte und SPÖ-Anhänger.

Bei einem anderen Thema – in welchen Bereichen man persönlich mit Sorge in die Zukunft blickt – belegt die Frage, "ob die Kluft zwischen Reich und Arm in Österreich nicht größer wird", neuerlich einen Spitzenplatz: 37 Prozent bereitet das große Sorge, weiteren 44 Prozent etwas Sorge, nur 20 Prozent sind unbesorgt. Besonders unbekümmert sind erklärte Wählerinnen und Wähler der Regierungsparteien.

Sozialer Ausgleich

Diese Sorgen um den sozialen Ausgleich haben in den Market-Umfragen vergangener Jahre stets einen Spitzenplatz eingenommen, nur im Vorjahr wurden sie von der Sorge um das Gelingen der Integration von ausländischen Mitbürgern vom ersten Platz verdrängt. Im jahrelangen Vergleich ist die Sorge um Verteilungsgerechtigkeit trotz hoher Nennungen weniger präsent als in den Krisenjahren zu Beginn unseres Jahrzehnts.

Wie stark das soziale Gefühl in Österreich ausgeprägt ist, zeigt sich daran, dass mehr als 70 Prozent der Befragten der Politik mit der Note eins oder zwei den Auftrag geben würden, darauf zu achten, "dass arme Menschen ausreichend Mindestsicherung bekommen". Auch die Anhänger der Regierungsparteien geben zu jeweils über 60 Prozent Einser und Zweier bei diesem Anliegen.

Ganz weit oben auf der Liste stehen "einschneidende Maßnahmen gegen den Klimawandel", die von drei Viertel der Befragten mehr (53 Prozent) oder weniger stark (22 Prozent) gefordert werden. Sehr unterschiedlich ausgeprägte Meinungen gibt es zum Thema Rauchverbot: Es rangiert auf der Liste weit unten, wird aber von 40 Prozent stark befürwortet. (Conrad Seidl, 2.1.2019)