Ryoyu Kobayashi war in Garmisch "sehr nervös", behielt aber die Nerven für den neuerlichen Tagessieg.

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Garmisch – "Wie ein Hendl, das man über den Zaun wirft." Wilfried Vettori zeichnete einst dieses schöne Bild von einem gründlich misslungenen Skisprung. Andere Worte als der Vater des Olympiasiegers Ernst Vettori fand natürlich Stefan Kraft für seinen, nun ja, Versuch im ersten Durchgang des Neujahrsspringens, der ihn alle Chancen in der Gesamtwertung der 67. Vierschanzentournee kostete.

"Es war die Spur zu viel Risiko. Das ist ein schmaler Grat. Es ist das Bitterste, was dir gerade passieren kann", sagte der 25-jährige Pongauer, der gar in Sturzgefahr gesegelt war. Kraft hatte am vergangenen Sonntag mit Rang drei in Oberstdorf Hoffnungen auf eine passable Tournee für Österreich geschürt. In Garmisch-Partenkirchen blieb ihm Rang 49 und eine Erkenntnis: "Ich muss noch viel lernen, ein paar Jahre springe ich ja noch."

Huber rettet die Ehre

Eine historische ÖSV-Niederlage beim zweiten Tourneesieg des Japaners Ryoyu Kobayashi verhinderte Daniel Huber, der sich von Rang 23 auf den 15. Platz verbesserte, während Manuel Fettner 30. blieb. Im Vorjahr war Gregor Schlierenzauer als 19. unmittelbar vor Michael Hayböck bester Österreicher auf der Olympiaschanze gewesen.

Huber, ab Mittwoch 26-jähriger Salzburger aus Seekirchen, kommt als Gesamtzehnter der Tournee zum ersten Heimspringen am Freitag in Innsbruck. Er hat das Zeug, das schwächste österreichische Gesamtergebnis seit 40 Jahren – Hayböcks 14. Rang aus dem Vorjahr – am Dreikönigstag in Bischofshofen zu überbieten. "Es kann weit nach vorne gehen, irgendwann muss der Schalter fallen."

Coach Andreas Felder bedauerte Kraft ("Stefan hat übers Ziel hinausgeschossen. Es war schwer zu springen, da darf man sich keinen Fehler erlauben") und bot für das große Ganze wenig Trost: "Jetzt kann man erst einmal gar nichts machen, man kann in diesen Prozess nicht eingreifen. Die Lücke zu schließen, ist ein langwieriger Prozess."

Kopf an Kopf

An der Spitze lieferten sich Kobayashi und die deutsche Hoffnung Markus Eisenbichler wie schon in Oberstdorf ein sehenswertes Duell. Nach dem ersten Durchgang (136,5 Meter) lag der 22-jährige Japaner um einen Zehntelpunkt vor dem 27-jährigen Bayern, der mit 138 Metern Tageshöchstweite erzielt hatte.

Im Finale sprang Kobayashi zwei Meter kürzer, aber bei schlechteren Bedingungen, weshalb er schließlich mit 1,9 Punkten Vorsprung gewann. Insgesamt liegt Eisenbichler, der seinem ersten Weltcuperfolg hinterherfliegt, nur 2,3 Zähler hinter dem schon sechsfachen Saisonsieger. Dem in Garmisch drittplatzierten Pole Dawid Kubacki fehlen schon 22,9 Punkte auf Kobayashi. (Sigi Lützow, 1.1.2019)

Ergebnisse aus Garmisch-Partenkirchen:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 266,6 (136,5/133,0)
2. Markus Eisenbichler (GER) 264,7 (138,0/135,0)
3. Dawid Kubacki (POL) 256,2 (133,5/133,0)
4. Roman Koudelka (CZE) 253,8 (133,0/134,5)
5. Junshiro Kobayashi (JPN) 249,4 (131,0/131,5)
6. Kamil Stoch (POL) 249,2 (129,0/134,0)
7. Stephan Leyhe (GER) 249,0 (128,0/135,0)
8. Timi Zajc (SLO) 248,7 (132,0/132,5)
9. Halvor Egner Granerud (NOR) 245,4 (127,0/132,0)
10. Andreas Stjernen (NOR) 245,3 (129,5/134,0)
11. Piotr Zyla (POL) 241,3 (128,5/130,5)
12. Daiki Ito (JPN) 241,2 (130,0/130,0)
13. Jakub Wolny (POL) 240,8 (128,0/127,5)
14. Anders Fannemel (NOR) 239,8 (130,0/128,5)
15. Daniel Huber (AUT) 238,8 (120,0/136,5)
16. Jewgenij Klimow (RUS) 236,7 (130,0/129,0)
17. Yukiya Sato (JPN) 236,3 (126,5/134,0)
17. David Siegel (GER) 236,3 (125,0/129,0)
19. Robert Johansson (NOR) 235,8 (120,5/136,5)
19. Karl Geiger (GER) 235,8 (127,0/130,0)
21. Simon Ammann (SUI) 235,4 (126,0/130,0)
22. Johann Andre Forfang (NOR) 235,3 (122,0/136,0)
23. Killian Peier (SUI) 232,9 (125,0/132,5)
24. Richard Freitag (GER) 231,8 (132,5/123,0)
25. Wladimir Zografski (BUL) 226,3 (117,0/133,0)
26. Naoki Nakamura (JPN) 226,2 (126,0/126,0)
27. Anze Semenic (SLO) 223,9 (124,0/130,0)
28. Manuel Fettner (AUT) 213,1 (120,0/126,0)
29. Constantin Schmid (GER) 206,0 (123,5/121,5)
30. Robin Pedersen (NOR) 201,9 (120,5/119,0)

Weiter:
42. Philipp Aschenwald 86,4 Punkte/119,5 m
45. Michael Hayböck 85,7/113,0
47. Markus Schiffner 84,2/115,5
49. Stefan Kraft (alle AUT) 79,4/114,0

Zwischenstand nach 2 von 4 Bewerben:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 548,9 Punkte
2. Markus Eisenbichler (GER) 546,6
3. Dawid Kubacki (POL) 526,0
4. Andreas Stjernen (NOR) 523,5
5. Roman Koudelka (CZE) 518,2
6. Kamil Stoch (POL) 516,8
7. Timi Zajc (SLO) 514,7
8. Piotr Zyla (POL) 509,6
9. Stephan Leyhe (GER) 509,0
10. Daniel Huber (AUT) 504,0

Weiter:
25. Stefan Kraft 359,9
32. Manuel Fettner 305,2
33. Michael Hayböck 300,3
34. Markus Schiffner 292,6
41. Philipp Aschenwald (alle AUT) 200,5