Ein Video, wie man es definitiv nicht alle Tage sieht, macht derzeit auf Twitter die Runde: Es zeigt eine Gruppe von Agakröten, die sich an einen Python klammern, als wollten sie auf ihm reiten. Aufgenommen wurden die Bilder von Paul Mock, einem Bewohner der Stadt Kununurra im Norden Australiens. Sein Bruder Andrew veröffentlichte das Video anschließend via Twitter.

Der dreieinhalb Meter lange Python – er trägt übrigens den Namen Monty – ist den Mocks wohlbekannt, ebenso wie die Population von Agakröten, die an einem nahegelegenen Stausee ihre Laichgebiete hat. Das "Zusammenspiel" der beiden Arten ist allerdings ungewöhnlich und durchaus brisant: Sollte Monty sich nämlich gegen seine Passagiere wehren, würde dies für ihn und maximal eine der Kröten tödlich enden. Die hochinvasiven Agakröten, denen Australier in einer innigen Hassliebe verbunden sind, sondern giftige Hautsekrete ab, denen selbst so große Jäger wie Pythons oder Krokodile zum Opfer fallen können.

Mock hatte das Video nach einem schweren Gewitter aufgenommen, als der Stausee durch die großen Niederschlagsmengen über die Ufer trat. Er vermutete, dass die Kröten auf der Flucht vor der Flut seien und sich die Riesenschlange als "Taxi" geschnappt hätten. Die Biologin Jodi Rowley hat jedoch eine andere Erklärung parat: Sie vermutet, dass die Kröten im Paarungstaumel auf einen unpassenden Partner verfallen sind. Als Beleg für ihre Hypothese twitterte Rowley ihrerseits ein Foto von einer Agakröte, die sich eifrig mit einer fauligen Mango "paarte".

Beide Entgleisungen sind allerdings noch nicht so weit daneben wie die, mit der der Prachtkäfer Julodimorpha bakewelli für Schlagzeilen sorgte: Bei den Männchen der ebenfalls in Australien lebenden Käferart wird der Fortpflanzungstrieb von Form, Farbe und Struktur des Körpers der Weibchen ausgelöst. Dummerweise wiesen die Bierflaschen einer australischen Brauerei ebenfalls all die Merkmale auf, auf die die Mustererkennung der Männchen anspringt – nur wesentlich größer dimensioniert.

Angezogen von diesem Superstimulus, ignorierten die Männchen potenzielle Fortpflanzungspartnerinnen und mühten sich bis zur Erschöpfung in vergeblichen Paarungen mit den Bierflaschen ab. Die Forscher, die das Phänomen seit den 1980er Jahren beobachten, befürchten sogar, dass dieses Fehlverhalten langfristig den Bestand der Art gefährden könnte. So weit wird es bei den sich unaufhaltsam ausbreitenden Agakröten nicht kommen – so sehr sich die meisten Australier dies auch wünschen würden. (jdo, 2. 1. 2019)