In burgenländischen Kindergärten wird sprachübergreifend gespielt

Foto: st. nikolausstiftung / stefan knittel

Im Burgenland haben viele Kindergärten eine zusätzliche Aufgabe: die Kinder in die jeweilige Volksgruppensprache zu integrieren. Vor allem in den großen kroatischen Gemeinden des Nordens ist das Deutsche längst auch zur Umgangssprache geworden. Der Zuzug, aber auch die frühere Vernachlässigung der Sprachpflege hat dem lokalen Idiom das Geläufige, das Selbstverständliche genommen.

Mittlerweile habe sich das durchaus wieder etwas gedreht, sagt Fritz Zarits, der schwarze Bürgermeister von Vulkaprodrstof/Wulkaprodersdorf, der sich selbst recht stolz einen "waschechten Krowodn" nennt. Der Kindergarten ist freilich auch in seiner 2000-Einwohner-Gemeinde jener Ort, an dem viele der aktuell rund 80 Kinder erst so richtig hineinwachsen sind ins Burgenlandkroatische, das aus vielerlei Gründen immer stärker unter Druck gerät.

Tamburizza

Der zweisprachige Kindergarten und die daran anschließende zweisprachige Volksschule allein werden das allmähliche Verschwinden des Burgenlandkroatischen nicht aufhalten können. Aber ohne diese Institutionen, meint nicht nur Fritz Zarits, wäre jedes diesbezügliche Bemühen vergeblich – zum Beispiel die Brauchtumspflege. "Unsere Tamburizza ist da sehr aktiv. Auch dafür ist der Kindergarten ungemein wichtig."

In den 171 burgenländischen Gemeinden gibt es 285 Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen. 32 davon sind autochthon zweisprachig: 28 kroatisch-deutsch, vier ungarisch-deutsch. Die größte Herausforderung für die Gemeinden ist es, entsprechende Kindergartenpädagoginnen zu finden. In ihrer jeweiligen Sprache benötigen sie Matura und Diplomprüfung.

Der Wert früher Mehrsprachigkeit wird zunehmend auch in den deutschsprachigen Dörfern des Landes geschätzt. Dort ist der Engpass an entsprechend ausgebildeten Pädagoginnen noch stärker zu spüren. Zwar sieht das Kindergartengesetz die Möglichkeit zur Zweisprachigkeit auch in den nicht autochthonen Gemeinden vor, wenn ein Viertel der Eltern sich dafür ausspricht. In der Praxis ist das kaum mehr, als einmal in der Woche kroatische oder ungarische Lieder zu singen.

So war das auch in Hirm, einer Nachbargemeinde von Wulkaprodersdorf, erzählt Inge Posch-Gruska, die rote Bürgermeisterin, die zurzeit auch turnusmäßig dem Bundesrat vorsitzt. Das deutschsprachige Hirm wurde kroatisch gewissermaßen ambulant betreut, aber "das ist uns dann doch zu teuer geworden".

Dabei hat Hirm eine lange zweisprachige Tradition. 1971 wurde die rote Industriegemeinde zusammengelegt mit dem benachbarten Otava/Antau, ein bis heute schwarzes, eher bäuerlich geprägtes Dorf. Die beiden teilten sich auch die Kinderbetreuung. Der Kindergarten war in Antau, die Schule in Hirm, und klarerweise passierte das in den beiden Ortssprachen.

Lehrermangel

1990 wurde die Ortsfusion – die nie wirklich funktioniert hat – rückgängig gemacht. Die deutschsprachigen Hirmer haben versucht, ihren Kindern das Kroatische zu erhalten. Nun ist Englisch die zweite Sprache.

Die Bürgermeisterin bedauert das. Immerhin hat sie versucht, aufbauend auf die Mehrsprachigkeit des Kindergartens, auch ihre Volksschule als eine zweisprachige zu positionieren. Aber selbst in den kroatischen Gemeinden mangelt es an entsprechenden Lehrern im Burgenlandkroatischen, eine eigene Variante des Kroatischen. Die ungarischen Kindergärten und Schulen haben diesbezüglich natürlich weniger Probleme. Denn da gibt es ja die muttersprachlichen Nachbarn. (Wolfgang Weisgram, 3.1.2019)