Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty

Für die einen ist es ein Erwerbsmodell, das höchstmögliche Freiheit verspricht, für die anderen führt es unwiderruflich in ein Prekariat. Crowdworking gewinnt hinter den Kulissen der traditionellen Arbeitswelt still und leise an Fahrt. Zu verlockend ist es für viele Unternehmen, komplexe Projekte in winzige Häppchen zu zerlegen und einer arbeitshungrigen anonymen Masse zuzuwerfen, die über alle nationalen Grenzen und Gesetze hinweg um Aufträge buhlt. Zehn Euro versprechen viele entsprechenden Webplattformen ihren digitalen Tagelöhnern für die Stunde. Doch die Realität weist Verdienste im Centbereich aus.

Formale Qualifikation braucht es nicht, Hürden für Neueinsteiger zeigen sich erst auf den zweiten Blick: Im Gegenzug für Kleinstaufträge ist das System mit persönlichen Daten zu füttern. Überwachungsmethoden sind subtil, an Transparenz fehlt es. All diese Tücken der schönen neuen Arbeit im Schwarm sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Ist das Misstrauen vieler Auftraggeber in Crowdworking überwunden, hat es das Zeug dazu, faire Beschäftigung mit Dumpinglöhnen im großen Stil zu untergraben. Mindestlöhne gibt es hier ebenso wenig wie soziale Absicherung – nationale Gesetzgeber laufen Gefahr, hinterherzuhinken. Sie müssen Begriffe wie Arbeitszeit und Arbeitsort neu definieren, die Regeln für selbstständige Arbeit hinterfragen, Datenschutz sicherstellen. Es geht nicht nur um Minijobs, sondern um eine gesellschaftspolitische Weichenstellung. (Verena Kainrath, 3.1.2019)