Am 29. zogen alkoholisierte Jugendliche durch die Stadt Amberg und verprügelten Passanten schwer. Sie stammten aus Afghanistan, Syrien und dem Iran. Dass die rechte NPD nun "Bürgerwehren" für die Stadt aufstellen will, beunruhigt aber auch viele Einwohner – daher dementiert nun die Stadt.

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Amberg – Nach den mutmaßlich von Asylwerbern verübten Angriffen auf Passanten im bayerischen Amberg hat die Stadt Berichte zurückgewiesen, wonach sich dort rechte Bürgerwehren formiert hätten. Es seien im Stadtgebiet patrouillierende Gruppen beobachtet worden, hatte zuvor Ambergs Bürgermeister Michael Cerny (CSU) der "Mittelbayerischen Zeitung" gesagt und damit die Berichte ausgelöst. Zuvor waren in Amberg am 29. Dezember offenbar betrunkene Jugendliche – sie stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran – durch die Stadt gezogen und hatten dort Menschen verletzt.

Thomas Graml, ein Sprecher der Stadt Amberg, dementierte den Bericht. "Es hat im Stadtbild nie eine solche Patrouille und auch keine rechte Bürgerwehr gegeben", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Vielmehr hätten vier Mitglieder der NPD versucht, die Taten zu ihrem politischen Vorteil zu nutzen und womöglich den Eindruck zu erwecken, es gebe eine solche Bürgerwehr. Sie seien mit dem Zug angereist, in roten Westen durch die Stadt marschiert und anschließend wieder weggefahren. Amberg werde nun "völlig zu Unrecht als rechte Hochburg" dargestellt. Wenn sich Deutsche untereinander in der Silvesternacht prügelten, gebe es meist gar keine Berichte, fügte er an.

Zuvor hatte die NPD Nürnberg auf ihrer Facebook-Seite Fotos veröffentlicht, die vier Menschen in Schutzwesten dabei zeigen, wie sie durch Amberg ziehen. Bürgermeister Cerny äußerte sich in Medien "schockiert" über die Reaktionen auf die Gewalttat. "Ich kann die Verunsicherung, wie ich sie in manchen Reaktionen von Ambergern sehe, durchaus verstehen, aber dieser Hass und die Gewaltandrohungen, die nun aus der ganzen Republik kommen, gehen mir zu weit."

Auch AfD auf dem Weg

Auch die AfD, die bei der letzten Landtagswahl 13,1 Prozent in Amberg erlangt hat, plant ihre Präsenz in der 44.000-Einwohner-Stadt zu erhöhen. Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner wollte bereits am Donnerstag die Stadt besuchen, um sich dort "ein Bild von der Lage" zu machen, zitiert sie die Zeitung.

Bei den Gewalttaten am Samstagabend waren in der oberpfälzischen Stadt zwölf Menschen attackiert und verletzt worden, ein 17-Jähriger wurde wegen einer Kopfverletzung stationär ins Krankenhaus aufgenommen. Gegen vier Beschuldigte im Alter von 17 bis 19 Jahren wurde Haftbefehl erlassen; sie stammen aus Afghanistan, Syrien und dem Iran. Nach Angaben der Polizei standen die Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss, als sie die Passanten attackierten.

"Bürgerwehren" operieren in Deutschland innerhalb enger rechtlicher Grenzen. Selbstjustiz ist verboten, auch die Gewaltanwendung ist daher der Polizei vorbehalten. Ebenso dürfen Bürger keine polizeiähnlichen Uniformen tragen. (red, APA, 3.1.2019)