Washington/Moskau – Nach der Verhaftung eines US-Bürgers in Russland wegen Spionageverdachts hat US-Außenminister Mike Pompeo eine Erklärung gefordert. "Wir haben den Russen klar gemacht, dass wir mehr über die Vorwürfe wissen wollen", sagte Pompeo am Rande eines Besuchs in Brasilien. "Wenn die Verhaftung unbegründet ist, werden wir seine sofortige Freilassung fordern."

Whelans Anwalt forderte die Behörden auf, ihn auf Kaution freizulassen. Er habe am Donnerstag Einspruch beim zuständigen Gericht in Moskau eingelegt und es aufgefordert, die Entscheidung über die Festnahme aufzuheben, sagte der Anwalt der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Art und Höhe der Kaution seien dem Gericht überlassen. Zunächst lag keine Stellungnahme der Richter dazu vor.

Berichte über USB-Stick mit Geheiminformationen

Das russische Nachrichtenportal "Rosbalt" meldet, dass Whelan am Freitag in seinem Hotelzimmer von einem russischen Staatsbürger einen USB-Stick mit den Namen hochrangiger Beamter erhalten habe. Kurz darauf hätten FSB-Beamte das Zimmer gestürmt und ihn festgenommen.

Der 48-jährige ehemalige Marineinfanterist war am Freitag in Moskau festgenommen worden. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen Spionage eröffnet, ihm drohen zwischen zehn und 20 Jahren Haft. Seine Familie wies die Spionage-Vorwürfe zurück. Der im US-Bundesstaat Michigan wohnhafte und für den US-Autozulieferer BorgWarner tätige Mann sei privat und beruflich mehrmals in Russland und am Freitag Gast bei einer Hochzeit in Russland gewesen.

Für Hochzeit in Moskau

Nach Angaben des US-Außenministeriums hat inzwischen der amerikanische Botschafter in Russland, Jon Huntsman, den Mann in einer Haftanstalt in Moskau besucht. Der Diplomat habe dabei die Unterstützung der Botschaft angeboten und anschließend mit Whelans Familie telefoniert.

Der Bruder des Mannes, David Whelan, sagte am Mittwoch dem US-Fernsehsender CNN, er halte es nicht für möglich, dass sein Bruder ein Spion sei. Dieser sei wegen einer Hochzeit in Moskau gewesen.

Das Verhältnis zwischen Russland und den USA ist derzeit so schlecht wie seit den Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr. In Washington steht die russische Studentin Maria Butina als Agentin vor Gericht. Sie soll im Auftrag russischer Stellen versucht haben, Einfluss auf politische Organisationen in den USA zu nehmen. (Bert Eder, Manuel Escher, 3.1.2019)