In vielen Gebieten hat der Lawinenwarndienst die Warnstufe auf vier erhöht.

Foto: APA

Die großen Neuschneemengen führen teils zu heiklen Situationen.

Foto: APA

Graz/Salzburg/Bregenz/Innsbruck/St. Pölten – In weiten Teilen des Landes herrscht große Lawinengefahr. So etwa auf Salzburgs Bergen: Die ergiebigen Neuschneemengen und starker Wind haben in den Nordalpen und Tauern für umfangreiche Schneeverfrachtungen gesorgt. Der Warndienst beurteilte die Lage am Donnerstag mit Stufe vier auf der fünfstufigen Gefahrenskala. Auch in den übrigen Gebirgsgruppen sei die Situation abseits der gesicherten Pisten heikel.

Bereits ein einzelner Wintersportler kann vor allem in Steilhängen oberhalb der Waldgrenze frischen Triebschnee auslösen und einen Lawinenabgang verursachen. "Die Möglichkeiten sind stark eingeschränkt und erfordern viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung", mahnten die Experten zur Vorsicht. Die Gefahrenstellen befänden sich in allen Hangexpositionen und "teils untypisch auch kammfern und im lichten Hochwald". Auch spontane Lawinenabgänge seien möglich.

In den Hohen Tauern weht kräftiger Nordwest-Wind. Auf den Gipfeln ist laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Salzburg (ZAMG) mit Sturmspitzen von über 100 km/h zu rechnen. Weil am Wochenenende eine Warmfront mit bis zu einem Meter Neuschnee erwartet wird, hat das Land Salzburg das Militärkommando Salzburg um Unterstützung gebeten. "Wir wollen auf diese extreme Situation und den Notfall bestmöglich vorbereitet sein", erklärte der Leiter des Salzburger Lawinenwarndienstes und Katastrophenreferent des Landes, Norbert Altenhofer.

Die Lawinengefahr wird den Prognosen zufolge von Samstag auf Sonntag noch ansteigen. Auf kalten Pulverschnee werden weitere 60 bis 100 Zentimeter Schnee fallen. Die große Neuschneemenge kann zu mittleren bis sehr großen Lawinen führen. "Zahlreiche Sperren, auch von Straßen, sind daher absehbar. Wir wollen auf diese extreme Situation und den Notfall bestmöglich vorbereitet sein", betonte Altenhofer.

Niederösterreich

In Niederösterreichs Bergregionen herrschte am Donnerstag oberhalb von 1.300 Metern verbreitet erhebliche Lawinengefahr und damit Stufe "3" der fünfteiligen Skala. In den tieferen Lagen war das Risiko mäßig (Stufe "2"). Die Auslösung von Schneebrettlawinen sei schon bei geringer Zusatzbelastung möglich, teilte der Warndienst mit. Zum Ausblick hieß es, die Lawinensituation verschärfe sich langsam.

Am Donnerstag wehte weiterhin teils orkanartiger Nordwestwind, der den Schnee stark verfrachtete. "Aufgrund des ungewöhnlich starken Windes sind alle Expositionen betroffen und es sind Triebschneeansammlungen bis in bewaldetete Bereiche hinein zu erwarten", wurde gewarnt. Gefahrenstellen gebe es an vielen Steilhängen. Auch mit mittelgroßen spontanen Schneebrettlawinen musste gerechnet werden. Gipfel und Grate seien stark vereist und es herrsche Absturzgefahr, hieß es im Lagebericht des Warndienstes.

Tirol

Auch in Tirol haben Neuschnee und starker Wind haben für eine Verschärfung der Situation gesorgt. Gebietsweise könne laut den Experten des Landes am Donnerstag "Stufe 4" der fünfteiligen Skala erreicht werden. Dies betraf vor allem den Westen des Landes.

Mit Neuschnee und starkem bis stürmischem Wind aus nordwestlicher Richtung entstanden in den vergangenen Tagen umfangreiche Triebschneeansammlungen. Auch für diese Gebiete gaben Experten die Warnung ab, dass schon einzelne Wintersportler leicht Lawinen auslösen können. Diese hätten das Potenzial, gefährlich große Ausmaße anzunehmen. Vor allem traf dies auf Bereiche oberhalb von 2.200 Metern zu. Mit zunehmender Höhe würden die Gefahrenstellen häufiger werden, hieß es.

In den vergangenen Tagen fielen verbreitet oberhalb von rund 1.000 Metern 50 bis 70 Zentimeter Schnee, lokal auch mehr. Für Wintersportler abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse "sehr heikel". In den kommenden Tagen würden Anzahl und Größe der Gefahrenstellen mit dem neuerlich prognostizierten Neuschnee und dem starken Wind zunehmen.

Vorarlberg

Der Vorarlberger Lawinenwarndienst hat am Donnerstag gebietsweise große Lawinengefahr der Stufe 4 oberhalb von 2.000 Meter festgestellt. Eine Lawinenauslösung sei bereits durch einzelne Wintersportler möglich bzw. sogar wahrscheinlich, warnte Experte Bernhard Anwander. Die Lawinengefahr werde am Freitag etwas abnehmen, am Wochenende aber wieder ansteigen.

Als Gefahrenstellen nannte Anwander auch für Vorarlberg insbesondere umfangreiche frische Triebschneeansammlungen in Steilhängen sowie in eingewehten Rinnen und Mulden. Die Warnstufe 4 galt speziell für das Arlberggebiet, wo am Mittwoch bis zu 50 Zentimeter Neuschnee fielen. In allen anderen Landesteilen wurde die Lawinengefahr als erheblich (Warnstufe 3) beurteilt.

Steiermark

Auch in Teilen der Steiermark hat der Lawinenwarndienst am Mittwoch die Warnstufe auf vier ("groß") von ingesamt fünf erhöht. Die großen Neuschneemengen und der starke Wind führten von Dienstag auf Mittwoch zu einer angespannte Schneebrettsituation. Bereits geringe Belastungen könnten Abrutschungen auslösen. Dies galt vor allem für die Nordalpen vom Dachstein bis zur Rax und die Niederen Tauern.

Der neue Triebschnee wird mit dem stürmischen Wind in Rinnen und Mulden aller Expositionen sowie hinter Geländekanten abgelagert. Die Verfrachtungen reichen diesmal auch bis in die Waldzonen herunter. Wegen der zusätzlich auch noch schlechten Sichtbedingungen sind diese Gefahrenstellen schwer auszumachen. Aus dem Steilgelände werden außerdem kleine bis mittelgroße Lockerschneelawinen erwartet. Die Situation dürfte anhalten, da für das Oberland bis zum Wochenende weiterhin Niederschläge und starker Wind angesagt sind.

In den Seetaler Alpen entlang der Landesgrenze zur Kärnten herrschte am Mittwoch die Warnstufe drei ("erheblich") und unterhalb der Waldgrenze zwei ("mäßig"). Warnstufe zwei galt auf auch die Berge der oberen Oststeiermark. Lediglich im westlichen Randgebirge der Glein- und Koralm sowie in Teilen des Grazer Berglandes galt die Warnstufe eins ("gering") – wohl auch wegen der hier geringeren Niederschläge während der vergangenen 24 Stunden. (APA, 3.1.2019)