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Viele hundert ORF-Mitarbeiter kommen in den nächsten Jahren ins Pensionsalter.

Foto: Reuters/Bader

Wien – ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat eine interne Schlüsselposition in Österreichs weitaus größtem Medienkonzern ausgeschrieben – zuständig für Personal, Personalentwicklung und Organisation. Die besten Aussichten auf den Job erkennen mehrere ORF-Quellen bei Kathrin Zierhut. Die den Freiheitlichen zugerechnete Managerin wurde gerade erst Chefin der ORF-Personalentwicklung. Diese Agenden gehen an den frisch ausgeschriebenen Führungsjob über.

Rekrutierungsbedarf

Viele hundert ORF-Mitarbeiter, insbesondere auch in der Information, kommen in den nächsten Jahren ins Pensionsalter. Der Personal- und Administrationschef spielt eine Schlüsselrolle bei der Rekrutierung der nächsten Generation.

Zwei Schritte zur Personalchefin

Der – intern mächtige – Job des Administrations- und Personalchefs blieb nach dem ORF-Abschied von Reinhard Scolik, er wurde Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks), drei Jahre unbesetzt. ORF-General Alexander Wrabetz übernahm die Zuständigkeit fürs Erste selbst. Gerade in politisch bewegten Zeiten hat man gern ein paar wesentliche Positionen für allfällig drängende Regierungswünsche in der Hinterhand.

Steger-Connection

2018 schrieb Wrabetz zunächst die Leitung der Personalentwicklung, nicht aber den eigentlichen Personalchef aus. Zunächst galt für die Position Sabine Schuh als Wunschkandidatin von ORF-Stiftungsratschef Norbert Steger (FPÖ). Die Kammeramtsdirektorin der Rechtsanwaltskammer kam zwar zum ORF-internen Hearing, zog aber ihre Bewerbung zurück. Laut ORF-Quellen, weil sie sich für die Funktion eines Personalchefs und nicht allein der Personalentwicklung interessierte.

Den Personalentwicklungs-Job bekam schließlich Anfang September 2018 Kathrin Zierhut, die laut mehreren Quellen auch in der Wiener Bezirkspolitik für die FPÖ tätig war. Und originellerweise soll nun sie zur eigentlichen Personalchefin aufrücken. Die Ausschreibung fordert ausdrücklich "mindestens" fünf Jahre Erfahrung mit den ORF-Strukturen – die Schuh fehlen.

Kandidatin für Finanzdirektion

Zierhut wurde bei der Bestellung der ORF-Führung 2016 auch schon als mögliche Kandidatin für die Funktion des ORF-Finanzdirektors in Alexander Wrabetz' Team gehandelt. Doch die FPÖ stimmte bei der Generalsbestellung mit der ÖVP für Wrabetz' Gegenkandidaten Richard Grasl, damals ORF-Finanzdirektor. Wrabetz entschied sich wenige Wochen darauf für den langjährigen ORF-Finanzexperten Andreas Nadler als neuen Finanzdirektor.

Mit dem für 2019 geplanten neuen ORF-Gesetz dürften die amtierenden Direktoren aber ihre Funktionen verlieren: Statt eines Alleingeschäftsführers mit Direktoren (eigentlich Prokuristen) soll es (voraussichtlich vier) Vorstände geben, die gemeinsam entscheiden. Der künftige Finanzvorstand könnte an die FPÖ gehen.

"Herausfordernde Change-Prozesse"

Kathrin Zierhut studierte Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und schloss mit dem Magistertitel ab. Sie arbeitete laut ORF-Angaben als Steuerberaterin in verschiedenen Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Ab 2009 war sie im ORF in verschiedenen Funktionen in der Kaufmännischen Direktion, insbesondere im Beteiligungsmanagement für die Tochtergesellschaften tätig.

2015 wurde sie Leiterin Finanzen und Personal in der ORF-Tochtergesellschaft ORF-Marketing und Creation GmbH, verantwortlich für den Personalbereich mehrerer Unternehmen mit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die neue, größere Aufgabe deutete sich schon vage in der OTS-Aussendung über ihre Bestellung Anfang September 2018 an: "Mag. Kathrin Zierhut wird die Aufgabe haben, den Human-Resources-Bereich neu zu strukturieren. Mit ihrer umfassenden Erfahrung, sowohl im betriebswirtschaftlichen als auch Personalbereich, ist Mag. Zierhut für die herausfordernden Change-Prozesse im ORF in den kommenden Jahren bestens qualifiziert." (fid, 3.1.2019)