Andreas Kofler steht vor dem Abschied.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Bild nicht mehr verfügbar.

Daniel Huber nimmt Kurs auf Innsbruck.

Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Innsbruck – Der Abschied von der sportlichen Vergangenheit fällt schwer – je trister die Gegenwart ist, desto schwerer. Am Donnerstagnachmittag hüpfte Andreas Kofler als ein Schatten seiner selbst in der Qualifikation für das Bergisel-Springen am Freitag in Innsbruck. Der 34-jährige Tiroler landete auf seinem Heimbakken, auf dem er 2012 gewonnen hatte, bei 101 Metern. Schwächer schnitten nur ein Russe, ein Este und der Kasache Sabryschan Muminow ab, der nach einem Sturz im Training über die Bande geflogen, aber unverletzt geblieben war und quasi noch einen Gehorsamssprung hingelegt hatte.

Resignation

Für Kofler, den zweimaligen Mannschaftsolympioniken und Vierschanzentournee-Sieger von 2010, könnte es einer der letzten Sätze in einer breiten Öffentlichkeit gewesen sein. Nachdem er wegen einer Autoimmunerkrankung die ganze vergangene Saison versäumt hatte, hielten Kofler nur der Zuspruch seiner Frau Mirjam, der Gedanke an die Heim-WM in Seefeld sowie der Verletztenstatus bei der Stange, der ihm die Kaderzugehörigkeit und also die Förderungen für einen Spitzensportler im Polizeidienst sicherte. Platz 61 in der Quali förderte vor allem die Resignation. "Es ist wirklich zach", sagte Kofler.

Hoffnung

Dieser Satz steht derzeit für den österreichischen Skisprung generell. Nur 4200 Zuseher wollten sich den Vorgeschmack auf das Innsbrucker Traditionsspringen geben. Von den acht Österreichern, die sich für die Konkurrenz qualifizierten, ließen nur Daniel Huber und Stefan Kraft auf ein würdiges Heimergebnis hoffen. Dem Gesamtzehnten Huber gelang der viertbeste, dem zu Neujahr in Garmisch-Partenkirchen abgestürzten Kraft der neuntbeste Wertungssprung des Tages.

Beruhigung

Chefcoach Andreas Felder pfiff auf gute Ratschläge und sah sich die Angelegenheit wieder abseits des Trainerturms an. Der 56-Jährige lässt Kritik abperlen und weiß sich der Rückendeckung durch den zuständigen sportlichen Leiter Mario Stecher sicher. "Wir sind nicht die Besten, das muss uns klar sein, dafür haben wir auch einen Realisten wie Felder, der das richtig einschätzen kann. Und das ist der erste Weg zurück zum Erfolg", sagte der ehemalige Weltklasse-Kombinierer. Zufrieden mit ihrer Leistung sollten seine Schützlinge nach dem Innsbrucker Springen sein, sagte Felder. Eine weitergehende Erwartungshaltung formulierte der Normalschanzenweltmeister von 1987 nicht.

Attacke

Ryoyu Kobayashi lässt inzwischen die immer drängenderen Fragen nach dem Grand Slam, dem Gewinn aller vier Tourneespringen, abperlen. Der 22-jährige Vorflieger, Sieger von Oberstdorf und Garmisch sowie der Innsbruck-Quali, verschanzt sich hinter sprachlichen Hürden. Auch seinen engagierten Dolmetscher lässt der Japaner auflaufen. Er werde angreifen, versichert Kobayashi wiederholt.

Magnet

So billig kommt sein erster Konkurrent, Markus Eisenbichler, nicht davon. Nichts weniger als den ersten deutsche Tourneesieg seit 17 Jahren soll der zur Halbzeit nur 2,3 Punkte zurückliegende Bayer einfliegen. Vor allem dem 27-Jährigen wird es zu danken sein, wenn das Innsbrucker Springen halbwegs gut besucht ist. Eisenbichler geht mit der prinzipiell erfreulichen Stresssituation recht gelassen um. "Ich bin froh, dass ich noch hupfen kann." Schließlich hatte er sich im September 2012 bei einem Trainingsköpfler in Oberstdorf den dritten Brustwirbel gebrochen und vier weitere angeknackst. Als "Schönwetter-Springer" titulierte ihn einmal Coach Werner Schuster.

Aktuell ist Eisenbichler dem ersten Sieg im Weltcup so nahe wie noch nie. Der Abschied von seiner sportlichen Vergangenheit fiel ihm ganz leicht. (Sigi Lützow, 3.1.2019)

Qualifikation am Innsbrucker Bergisel vom Donnerstag:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 126,2 Punkte (126,5 m) – 2. Roman Koudelka (CZE) 123,7 (124,5) – 3. Johann Andre Forfang (NOR) 123,5 (127,5) – 4. Daniel Huber (AUT) 120,7 (126,0) – 5. Killian Peier (SUI) 119,0 (119,5) – 6. Karl Geiger (GER) 118,9 (124,0) – 7. Dawid Kubacki (POL) 118,5 (121,0) – 8. Stephan Leyhe (GER) 117,6 (123,5) – 9. Stefan Kraft (AUT) 117,3 (120,5) – 10. Andreas Stjernen (NOR) 115,5 (122,0). Weiter (alle AUT): 19. Philipp Aschenwald 110,7 (122,0) – 26. Michael Hayböck 105,2 (113,0) – 27. Clemens Aigner 104,9 (118,0) – 37. Jan Hörl 99,2 (109,5) – 46. Manuel Fettner 92,8 (108,0) – 50. Clemens Leitner 90,6 (110,0)

Die wichtigsten K.o.-Duelle im ersten Durchgang am Freitag (14.00 Uhr/live ORF eins):

Hayböck – Jernej Damjan (SLO), Kamil Stoch (POL) – Aigner, Eisenbichler – Aschenwald, Hörl – Naoki Nakamura (JPN), Bor Pavlovcic (SLO) – Kraft, Kubacki – Rok Justin (SLO), Fettner – Peier, Andreas Wellinger (GER) – Huber, Leitner – Kobayashi