Das Wetter verschlechtert sich zusehends.

Foto: twitter/sea-watch

Aus mehreren Metern kracht der Bug der Sea-Watch 3 ins Wellental. Die See ist in den internationalen Gewässern vor Malta rauer geworden. Das Schiff der gleichnamigen privaten deutschen Hilfs- und Rettungsorganisation schaukelt heftig hin und her, wie ein Video auf Twitter zeigt. Zwar hat Malta der Besatzung und den 32 geretteten Flüchtlingen und Migranten an Bord erlaubt, näher an die Küste zu fahren, doch "bringt das nicht sehr viel", sagt Alina Krobok von Sea-Watch zum STANDARD. Die Crew und die Geretteten würden unter schwerer Seekrankheit leiden, erzählt Krobok. Die Ärzte auf dem Schiff erklärten bereits in einem Bericht, dass sie nicht mehr für die Sicherheit der Menschen an Bord garantieren könnten.

Der Wellengang in maltesischen Gewässern ist hoch.

Kein Hafen in Sicht

Immerhin befand sich die Sea-Watch 3 am Donnerstag bereits den 13. Tag in Warteposition im Mittelmeer. Bis Donnerstagabend hat keine Seenotrettungsleitstelle den Einsatz für die 32 Menschen übernommen. Dem Schiff wurde folglich auch noch kein sicherer Ort für den Abschluss der Seenotrettung zur Verfügung gestellt, wie im Seerecht vorgeschrieben. Und das, obwohl mehrere deutsche Städte und Bundesländer sowie die italienische Stadt Neapel bereits ihre Hilfe angeboten haben. "Ich hoffe, dass sich das Sea-Watch-Schiff dem Hafen Neapel nähert, weil wir bereit sind, es einfahren zu lassen. Ich werde selbst die Rettungsaktion koordinieren", sagte Bürgermeister Luigi De Magistris am Donnerstag in einem Radiointerview.

Krobok zeigt sich erfreut über das "Zeichen der Solidarität" durch den Bürgermeister. Tatsächlich etwas ändern könnte aber auch De Magistris nicht: "Unser Schiff muss von einer Seenotrettungsleitstelle einen Hafen zugewiesen bekommen", verweist sie noch einmal auf das Seerecht.

Malta rettet 249 Menschen

Nicht einmal eine Seemeile von der Sea-Watch 3 entfernt befindet sich ein weiteres Rettungsschiff in Warteposition: Die Professor Al brecht Penck der Hilfsorganisation Sea-Eye hat mit 17 Geretteten an Bord auch noch keinen sicheren Ort zugewiesen bekommen. Auch an Bord dieses Rettungsschiffs sind die Menschen in "keinem guten gesundheitlichen Zustand", wie Sophie Weidenhiller, die sich vor Ort befindet, dem STANDARD berichtet. Die Leute seien von ihrem Aufenthalt in libyschen Lagern so geschwächt, dass die Seekrankheit ihnen noch mehr zu schaffen mache als anderen Menschen.

Doch während die privaten Hilfsschiffe mit den Geretteten an Bord weiter auf eine Lösung warten, reagieren die Malteser selbst auf Boote mit Flüchtlingen und Migranten in Seenot. So wurden kurz vor Neujahr binnen 24 Stunden 249 Flüchtlinge und Migranten von der Küstenwache gerettet und an Land gebracht.

Auf der Sea-Watch 3 hat man indessen Sorge, dass die Vorräte zur Neige gehen. "Frische Nahrungsmittel gibt es keine mehr", sagt Krobok. Trinkwasser dürfte mittlerweile gesichert sein, nachdem die Aufbereitungsanlage in den vergangenen Tagen Probleme bereitet hat.

EU-Kommission sucht Lösung

Beide betroffenen Hilfsorganisationen hoffen auf einen Deal unter EU-Staaten. Laut einem Bericht von Spiegel Online signalisiert Deutschland prinzipiell Bereitschaft, einige der Menschen aufzunehmen. Man wolle aber mehrere Staaten zu einer Übereinkunft bewegen. Die EU-Kommission hat am Donnerstag Kontakt zu mehreren Staaten aufgenommen, um eine Lösung zu finden. Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos soll sich persönlich eingeschaltet haben, wie es in italienischen Medien heißt.

Wie dramatisch die Situation auf dem Mittelmeer noch immer ist, zeigt ein Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Ihm zufolge sind im vergangenen Jahr mehr als 2.200 Migranten und Flüchtlinge ertrunken. (Bianca Blei, 3.1.2019)