Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen wirft China vor, ihr Land spalten zu wollen.

Foto: APA/AFP/SAM YEH

Taipeh – Im Streit um seine Unabhängigkeit bemüht sich Taiwan nach Drohungen Chinas um internationale Unterstützung. "Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft die Lage ernst nimmt und uns hilft", sagte Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen am Samstag. Wenn es keine Unterstützung für ein demokratisches Land gebe, das bedroht werde, stelle sich die Frage, welches Land "als nächstes an der Reihe" sei.

Sie reagierte auf Äußerungen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der eine Wiedervereinigung mit Taiwan gefordert hatte und dabei auch den Einsatz von Gewalt nicht ausschloss. Am Freitag legte Xi nach und erklärte, die Streitkräfte seines Landes müssten stets kampfbereit sein, um den zunehmenden Herausforderungen trotzen zu können. Dabei berief er sich allerdings nicht ausdrücklich auf Taiwan.

"Große Katastrophe"

Die Volksrepublik betrachtet Taiwan nach dem Ein-China-Prinzip als Teil Chinas. Xi erklärte, der großen Mehrheit der Menschen auf Taiwan sei bewusst, dass die Unabhängigkeit Taiwans in eine "große Katastrophe" führen werde. Tsai sagte, ihr Land werde das von China propagierte "ein Land, zwei Systeme" nicht akzeptieren.

Taiwan hatte sich 1949 von der Regierung auf dem Festland losgesagt, nachdem sich im Bürgerkrieg die Kommunisten durchgesetzt und ihre Gegner, die Kuomintang unter Chiang Kai-shek, sich auf die Insel Taiwan abgesetzt hatten.

Tsai Ing-wen beschuldigt China zudem, die Demokratie auf der Insel zu untergraben. Peking führe eine "gezielte Kampagne" gegen Taiwan, sagte die Präsidentin am Samstag vor Vertretern ausländischer Medien in Taipeh. Das zeige sich auch in Chinas Absicht, Verhandlungen mit taiwanischen Oppositionsparteien statt mit der Regierung aufzunehmen.

Es gehe Peking darum, "unseren demokratischen Prozess umzukehren und unsere Gesellschaft zu spalten", sagte die Präsidentin. (APA, Reuters, 5.1.2019)