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In der Kritik: Arne Schönbohm.

Foto: Reuters / Wolfgang Rattay

Am Ende wollen sie es alle schon immer gewusst haben, die Warner, die Spötter, die IT-Experten. All jene also, die Arne Schönbohm (49) in der Rolle des obersten Cyberpolizisten Deutschlands immer schon als eine glatte Fehlbesetzung gesehen haben.

Tatsächlich eilte dem Hamburger, der anders als seine Vorgänger nicht etwa Informatiker oder Mathematiker ist, sondern Betriebswirt, schon bei seiner Bestellung zum Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Februar vor drei Jahren ein wenig schmeichelhafter Ruf voraus. Das Hackerkollektiv Chaos Computer Club hieß ihn einen "Cyberclown", der von IT keine Ahnung habe; für die Grünen war seine Ernennung schlicht "taktlos".

Auch die mitunter kauzigen IT-Freaks innerhalb des BSI begegneten dem neuen Mann an der Spitze der deutschen Netzsicherheit mit Skepsis. Nicht nur, weil dieser als Sohn des früheren CDU-Stahlhelms Jörg Schönbohm ein ungewohntes Maß politischen Stallgeruchs verströmte. Sondern auch, weil sein Lebenslauf die Stationen EADS, wo er für Funksicherheit verantwortlich zeichnete, und "Cybersicherheitsrat", einen wirtschaftsnahen IT-Thinktank, abbildet.

Auch kommunikativ bescheiden

Während Schönbohm aus seiner bescheidenen IT-Expertise nie ein Geheimnis gemacht hatte, hielten ihm selbst seine Kritiker damals ein ausgeprägtes politisches Gespür und soziale Kompetenz zugute. Der Vater dreier Kinder verschanze sich nicht hinter seinem Schreibtisch in Bonn, hieß es etwa. Der hemdsärmelige BSI-Chef suche, wenn nötig, auch in Berliner Cafés jene auf, deren Schutz sich seine Behörde auf die Fahne schreibt, Abgeordnete und Unternehmer etwa.

Nun gerät im Zuge der Datendiebstahlaffäre just jene Fähigkeit unter Beschuss, für die Schönbohm sogar die erbittertsten Gegner Respekt gezollt hatten: seine Kommunikationsfähigkeit. Denn es ist unklar, wann er und seine Mitarbeiter von der Gefahr Wind bekamen. Schönbohm, so lautet ein Vorwurf, habe bisher jedenfalls mehr Verwirrung gestiftet als Klarheit geschaffen.

Denn dass er bis heute nicht schlüssig erklären kann, was passiert ist, dürfte bei dem Mann, der einst angetreten ist, das Thema Cybersicherheit näher an den Bürger zu bringen, darum auch für besonderen Verdruss sorgen. 2014 hat er den Behörden noch vorgeworfen, im Kampf gegen IT-Kriminelle gescheitert zu sein. Nun droht ihm dasselbe Schicksal. (Florian Niederndorfer, 6.1.2019)