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In den 90er-Jahren waren Techno-Partys irgendwie noch mehr in Ordnung.

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Gute Vorsätze haben bekanntlich dieselbe Halbwertzeit wie ein ordentlicher Silvesterkater. Der fiel heuer unlustbedingt eher mager, also nicht einmal drei Tage lang voller Katzenjammer und katholischer Schuldgefühle aus. Die Chronik verzeichnet neben jeder Menge Ubers und Taxis zwei fade Achtzigerjahre-Partys. Zu diesem Thema muss man für die jungen Leute von heute, die zu Cyndi Lauper und Foreigner herumhüpfen, anmerken, dass die Achtzigerjahre schon damals großteils Scheiße gewesen sind, vor allem ab 1984. Weiter ging es dann mit einem nicht beabsichtigten Kurzbesuch einer Teenie-Kiffersause mit Autotune-Beschallung in einem Lokal, das bisher immer auf alte Zauseln wie mich und dazugehörige Altezauselmusik spezialisiert war. Allerdings ist anzumerken, dass der junge Mensch heutzutage das mit dem Zudröhnen schon recht gut und beherzt angeht.

Rotzbremse und Dieter-Thomas-Heck-Brillen

Es folgte ein völlig sinnloser Abstecher zu einem halbleeren Techno-Clubbing, das exakt so dumpf auch 1995 hätte stattfinden können, allerdings damals entschieden, wie soll man es sagen, unvernünftiger.Möglicherweise hat das damit zu tun, dass damals die Haarschnitte kürzer und die Bärte nicht da waren. Ob man 2019 mit burgen ländischer Kieberer-Rotzbremse und Dieter-Thomas-Heck-Brillendesign amtlich Party machen kann, ist zumindest eine Frage. Zum Abschluss gelangte es dann im Rahmen des finalen Absackers im unvermeidlichen Stammlokal zum zweifelhaften Höhepunkt der Nacht. Der machte das sprichwörtliche Kraut auch nicht mehr fett.

Notarzt und Nasenbruch

Bei anderen Silvesterfeiern in der sozialen Blase brachen sich Leute trotz ihres ehrwürdigen Alters zur selben Zeit wenigstens die Nase – oder es wurde der Notarzt gerufen (Danke, Notarzt, für das Kommen!). Im Stammlokal kulminierte das Festgeschehen am frühen Morgen darin, dass die DJane die Musik abwürgte, weil Leute unerlaubterweise Tabakzigaretten rauchten. Tabakzigaretten! Früher war alles irgendwie besser, aber auch noch ohne Notarzt.Wir sprachen von guten Vorsätzen: Am 1. Jänner gab es beim Neujahrskonzert mit dem Seitenscheiteldirigenten TK-Pizza, keine aus dem Telefon. Wir werden heuer den Gürtel enger schnallen. Jetzt mal so dahingesagt. (Christian Schachinger, 9.1.2019)