Plastiksäcke sind nur die kleine Spitze des Müllbergs.

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Österreich hielt sich trotz der wachsenden Flut an Plastikmüll lange für eine Insel der Seligen. Mit der Schaffung der gelben Tonnen schien alle Schuldigkeit getan – ein Musterschüler des Sammelns und Verwertens sei das Land, impften Politik und Wirtschaft den Konsumenten ein und zeigten mit dem Finger auf Umweltsünder weit außerhalb der Landesgrenzen.

Dennoch ist jetzt mehr als überfällig, dass das Plastiksackerl verboten wird. Meilenstein ist das keiner, denn um die Fahne des Vorreiters vor sich herzutragen, kommt es um Jahre zu spät. Diese Rolle gebührt Ländern wie Ruanda und Bangladesch. Dabei sind Plastiksäcke nur die kleine Spitze des Müllbergs. Ihr Volumen einzudämmen ist in Österreich eine einfache Übung, zumal viele Handelsketten über eine freiwillige Selbstverpflichtung erhebliche Vorarbeit leisteten. Abgesehen davon, dass die Reduktionsziele zwar ambitioniert, aber nicht verbindlich sind. Wichtiger wäre es, unkontrollierte Auswüchse an PET-Flaschen in den Griff zu bekommen. Skandinavien und Deutschland sind hier seit Jahren mit gut erprobten Pfandsystemen weit voraus.

Doch dafür fehlt in Österreich der politische Mut. Wie es auch am Willen mangelt, Kunststoffmüll in seiner ganzen Dimension zu erfassen, von Mikroplastik in Kleidung bis hin zur Kosmetik. Der Kampf der EU gegen Wattestäbchen und Strohhalme klingt gut. Letztlich müssen aber auf diese ersten zaghaften Schritte unzählige weitere folgen. (Verena Kainrath, 8.1.2019)