Die Produktion im Sanochemia-Werk im burgenländischen Neufeld stand im April auf Anordnung der Behörden still. Knapp zwei Millionen Euro wurden inzwischen in qualitätssichernde Maßnahmen gesteckt. Verunreinigungen, die Grundf für die Sperre waren, sollten nun ausgeschlossen sein.

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Wien – Die Sanochemia Pharmazeutika AG, eines der wenigen Pharmaunternehmen mit österreichischen Eigentümern, muss einen herben Rückschlag hinnehmen. Statt eines Gewinns gab es in dem Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2017/18 einen Verlust, der Umsatz ist stark eingebrochen. Mit einer Kapitalerhöhung, die von einem Großkunden der Sanochemia gestemmt wird, soll dem Unternehmen Liquidität zugeführt und die geplante internationale Expansion sichergestellt werden, wie das Management am Dienstag mitteilte. Timo Bender, geschäftsführender Gesellschafter der b.e.imaging GmbH, die bei Sanochemia produzieren lässt, wird nach der Kapitalerhöhung und vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats CEO von Sanochemia.

Dabei sollen mit einem Schlag auch sämtliche Altlasten, die sich bei Sanochemia in den vergangenen Jahren angesammelt haben, saniert werden. Ursache für die eingetretene Schieflage im angelaufenen Geschäftsjahr sei der behördlich anberaumte Produktionsstillstand im vergangenen April im burgenländischen Neufeld gewesen, wo die europäische Arzneimittelagentur Ema bei einer Routineprüfung Verunreinigungen festgestellt hat. Betroffen waren die Bereiche Lohnfertigung und Veterinär. Der Umsatzrückgang von knapp 41 Millionen Euro auf rund 33 Millionen Euro sei im Wesentlichen darauf sowie auf Auslieferungsverzögerungen im September zurückzuführen, sagte der für den Verkauf zuständige Vorstand Klaus Gerles dem STANDARD.

13 Millionen Euro Verlust

Auch gewinnseitig schlug dieser Effekt voll durch. Das operative Ergebnis (Ebit) wird mit rund 13 Millionen Euro negativ sein. Im Jahr davor gab es noch einen Gewinn von 1,19 Millionen Euro. Das Ebitda wird bei minus fünf Millionen Euro erwartet nach plus 3,6 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2016/17. Exakte Zahlen wird es erst am 14. Februar geben, die Präsentation der Bilanz wurde "aufgrund der komplexen Bilanzprüfung" um einen Monat verschoben.

Im Zuge der Kapitalerhöhung werden dem Unternehmen durch Ausgabe von 2,8 Millionen Aktien fünf Millionen Euro an frischem Geld zugeführt. Der Anteil der zur Binder-Gruppe gehörenden b.e.imaging GmbH wird sich dadurch von 13,5 Prozent auf 28 Prozent erhöhen, sagte Sanochemia-Finanzvorstand Stefan Welzig. Die Eigenkapitalquote, die sich von 62 auf 49 Prozent verschlechtert hat, wird nach erfolgter Kapitalerhöhung, die noch im Jänner stattfinden wird, auf rund 53 Prozent steigen.

Probleme inzwischen behoben

Die Probleme im Werk Neufeld seien inzwischen behoben, man habe knapp zwei Millionen Euro in die Grundreinigung und weitere qualitätssichernde Maßnahmen investiert, sagte Welzig. Für eventuelle Strafzahlungen habe man in der Bilanz Rückstellungen von knapp zwei Millionen Euro vorgenommen. Laut Gerdes wurde mit Kunden vereinbart, mögliche Pönalzahlungen auch durch Warenlieferungen über längere Zeiträume zu begleichen.

Nun blicke man wieder zuversichtlich in die Zukunft. Am Internationalisierungskurs halte man fest. Hoffnungen setzt Sanochemia insbesondere in den US-Markt, wo man mit einem Kontrastmittel zur Früherkennung von Blasenkrebs und einem Mittel zur Entspannung von Muskelkrämpfen zu punkten hofft.

Die von Werner Frantsits gegründete Sanochemia notiert am Neuen Markt in Frankfurt. (Günther Strobl, 9.12.2017)