Wenn schon Hormonersatzzherape, dann als Pflaster, Creme oder Gel. Denn mit Tabletten steigt das Thromboserisiko.

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Der Ruf der Hormonersatztherapie (HRT) ändert sich regelmäßig. Vor einigen Jahren gab es Warnungen vor der HRT als "Jungbrunnen". Derzeit wird sie – für die kürzest mögliche Zeit bei Wechselbeschwerden – von Gynäkologen wieder propagiert. Eine britische Studie aus der realen Praxis zeigt jetzt: Wenn, dann sollte die HRT am ehesten per Pflaster, Gel oder Salbe transdermal erfolgen. Denn Tabletten erhöhen das Thromboserisiko deutlich.

"Die Hormonersatztherapie mit Tabletten ist mit einem höheren Risiko für selten auftretende, aber ernstzunehmende Thrombosen in Verbindung zu bringen", heißt es in einer Untersuchung, die kürzlich im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde. "Kein erhöhtes Risiko wurde für HRT mit (Hormon-)Pflastern, Gels oder Cremen registriert. Die meisten Frauen mit Hormonersatztherapie verwenden aber weiterhin orale Darreichungsformen", so die Studie.

Yana Vinogradova von der Abteilung für Primärversorgung der Universität von Nottingham und ihre Co-Autorinnen analysierten für die Untersuchung keine klinischen Studien, sondern Daten aus den britischen Registern von Hausärzten. Die Informationen kamen von 80.396 Frauen mit diagnostizierten venösen Thromboembolien (tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien) im Alter zwischen 40 und 79 Jahren in den Jahren 1998 bis 2017. Ihnen wurden die Informationen von 391.494 vergleichbaren Frauen ohne Thromboembolie gegenübergestellt.

Stark erhöhtes Risiko

Insgesamt war die Häufigkeit von Thromboembolien bei den Frauen mit oralem Hormonersatz um 58 Prozent größer als bei Frauen ohne Hormonersatz. Bei alleiniger Östrogenverwendung lag das Risiko um 40 Prozent höher, bei Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten um 73 Prozent höher. Je nach verwendetem Östrogen und Gestagen (in Kombinationspräparaten) gab es ebenfalls Unterschiede.

"Transdermale Applikationsformen über alle unterschiedlichen Formen (Pflaster, Gel, Salbe, Creme) waren mit keinem Risiko für Thromboembolien assoziiert", schreiben die Autorinnen. Nimmt man die Gefährdung der Frauen ohne HRT mit dem Faktor 1 an, lag man bei diesem Wert (0,93). Dieser Unterschied macht de facto nichts aus.

Solche Untersuchungen aus täglichen Praxis von Hausärzten unter Einbeziehung der Spitäler etc. sind nur über einen Datenverbund von niedergelassener Medizin und Krankenhäusern möglich. In Großbritannien erfolgt das über das staatliche nationale Gesundheitssystem (NHS). Dieses hat wiederum seit längerer Zeit einen anhaltend schlechten Ruf, steht es doch regelmäßig wegen teilweise katastrophaler Versorgungsprobleme aufgrund von Geldmangel heftig zur Diskussion. (APA, red, 10.1.2019)