Beim Glasfaserausbau ist Österreich eines der Schlusslichter im europäischen Vergleich: Bei der Digitalisierung gibt es viel nachzuholen. Zu diesem Fazit ist auch die Bundesregierung gekommen. 5G, die neue Generation des Mobilfunks, soll die Bandbreiten und Übertragsraten massiv verbessern – weswegen die Regierung bis 2025 einen flächendeckenden Ausbau in ganz Österreich erwirken möchte. Die Telekombehörde RTR zweifelt allerdings, wie realistisch diese Pläne sind.

Leerrohre für Glasfaserleitungen und schnelles Internet.
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PRO

Das Land nicht abhängen

Es gibt viele Jobs, die es nicht mehr erforderlich machen, jeden Tag in ein Büro zu fahren. Erfolgreiche IT-Firmen, deren Mitarbeiter über den ganzen Globus verstreut sind, zeigen das täglich vor. Dennoch verläuft der Ausbau der Datenhighways abseits größerer Städte in Österreich schleppend. Die Errichtung der LTE-Netze brachte einen gewissen Fortschritt, doch das Gefälle zwischen Dorf und Stadt ist immer noch sehr groß.

Oft wird über die Abwanderung in die Ballungszentren lamentiert, doch wer diese stoppen will, muss auch in die Internetinfrastruktur investieren. Eine schnelle Anbindung bietet nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern erhöht auch die Lebensqualität. Musik- und Videostreaming sind auf dem Vormarsch, Videospiele wachsen im Datenumfang, und Webseiten werden immer anspruchsvoller. Und der Ladebalken ist bekanntlich der Erzfeind eines jeden Internetnutzers, egal ob er zu Hause am Sofa eine Netflix-Serie schaut, im Kurhotel im Netz surft oder gemeinsam mit Kollegen online an einem Projekt arbeitet.

Den Ehrgeiz, den man einst dabei hatte, in gefühlt jeden zweiten Hügel einen Tunnel bohren zu lassen, den man dann unter großem Medienrummel eröffnen konnte, sollte die Politik nun auch für den Ausbau von Glasfaser und 5G aufbringen. Günstig wird das natürlich nicht. Doch die Zukunft des ländlichen Raums zu verspielen ist mit Sicherheit eine viel teurere Option. (Georg Pichler, 10.1.2019)

KONTRA

Wo die treuen Wähler wohnen

Es klingt so schön: Beim Ausbau schneller Internetverbindungen will die Bundesregierung digital benachteiligte Regionen besonders fördern – den ländlichen Raum bis hin zu entlegenen Alpentälern. Schließlich ist das Web heute Voraussetzung für die Teilhabe am wirtschaftlichen und sozialen Leben – also eine Art Menschenrecht.

Es klingt gut, aber es ist falsch. Natürlich soll jedes Dorf digital vernetzt sein. Aber das heißt nicht, dass jeder Weiler eine 5G-Verbindung braucht. Die Mittel für den Ausbau sind beschränkt und sollen dort eingesetzt werden, wo die meisten Menschen davon profitieren. Das sind die Ballungsräume und einige Kleinstädte, aber nicht die dünn besiedelte Peripherie, von der es in Österreich viel gibt.

Der Internet- und Mobilfunkausbau gilt als Mittel gegen die Landflucht, weil er etwa digitale Heimarbeit erleichtert. Doch dies erweist sich seit 20 Jahren als Irrtum. Die Jüngeren ziehen trotz oder gerade wegen des Internets in die Städte, wo sie digital Gleichgesinnte finden.

Der Breitbandausbau soll Unternehmertum erleichtern, Arbeitsplätze schaffen und Wohlstand vermehren. Wird das Geld per Gießkanne übers Land verteilt, dann wird das kaum gelingen. Hält die Regierung entgegen der Kritik des Regulators RTR an dieser Strategie fest, dann liegt das daran, dass am Land ihre treuesten Wähler wohnen. Das ist Klientelpolitik und keine Standortstrategie. (Eric Frey, 10.1.2019)