Howard French, einstiger Afrikakorrespondent der "New York Times", braucht zwei Worte, um das Ergebnis der Präsidentenwahl im Kongo passend zu beschreiben: "teuflisch genial".

Die beiden Adjektive machen deutlich, dass das Resultat nicht Millionen abgegebener Stimmen, sondern einem kaltblütig kalkulierten Plan zuzuschreiben ist – tatsächlich gab es wohl selten einen Urnengang in Afrika (oder sonst wo auf der Welt), der dermaßen generalstabsmäßig orchestriert worden ist.

Mehrere Jahre lang arbeitete Präsident Joseph Kabila darauf hin, dass er mit dieser Wahl nicht seinen Reichtum und seine Pfründe verliert: Kein Trick aus der immer größer werdenden Kiste der Zauberlehrlinge wurde ausgelassen, um die Entscheidung bloß nicht dem kongolesischen Volk zu überlassen.

Gewiss: Das Ergebnis war nicht Kabilas erste Wahl, er hätte lieber seinen Strohmann Emmanuel Shadary als Nachfolger gesehen. Weil diese Option angesichts von Shadarys Unbeliebtheit jedoch zu riskant erscheinen musste, ließ er einen Plan B ausarbeiten, der mit dem angeblichen Wahlsieg Félix Tshisekedis nun in die Welt gezaubert wurde – mit den tatsächlich abgegebenen Stimmen hat wohl auch Tshisekedis Triumph nicht das Geringste zu tun. Immerhin meint Kabila, auf diese Weise einen Aufstand vermeiden zu können. Ob auch diese Rechnung aufgeht, zumindest das bleibt nun den Kongolesen überlassen. (Johannes Dieterich, 10.1.2019)