Bild nicht mehr verfügbar.

Im November patrouillierten US-Truppen noch mit türkischen Soldaten Nahe Manbij, nun beginnt der Abzug aus Syrien.

Foto: Turkish Defence Ministry/Turkish Military/Handout via REUTERS

Washington – Die von den USA geführte Koalition zur Bekämpfung der IS-Miliz hat den Beginn des Truppenabzugs aus Syrien am Freitag offiziell bekanntgegeben. Die Anti-IS-Koalition habe "den Prozess des gezielten Abzugs aus Syrien begonnen", erklärte Oberst Sean Ryan, ein Sprecher des Bündnisses. Zuvor hatte bereits ein Vertreter des US-Verteidigungsbereichs berichtet, dass die USA mit dem Abzug von militärischem Material aus dem Bürgerkriegsland begonnen hätten.

Rund zehn gepanzerte Fahrzeuge und weitere Maschinen seien von der US-Basis Rmeilan in der ostsyrischen Provinz Al-Hasaka abgezogen worden, meldete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Das Pentagon bestätigte, dass man mit dem Abzug von Material aus Syrien begonnen habe, aber noch nicht mit dem Abzug von Soldaten. "Wir ziehen in diesem Stadium keine Soldaten ab", sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Freitag in Washington.

Nahost-Konferenz in Warschau

Unterdessen haben die beiden Nato-Staaten USA und Polen für Februar eine internationale Konferenz zur Zukunft und Sicherheit im Nahen Osten angekündigt. Das Treffen werde vom 13. bis zum 14. Februar in Warschau stattfinden, hieß es am Freitag in einer Mitteilung der Außenministerien beider Länder. Staaten aus aller Welt seien eingeladen teilzunehmen. Details wurden zunächst nicht genannt.

Die Ankündigung kommt parallel zu einer langen Reise von US-Außenminister Mike Pompeo durch den Nahen Osten. Seit Dienstag tourt Pompeo durch diverse Länder der Region – um nach der umstrittenen Entscheidung von US-Präsident Donald Trump über einen Truppenabzug aus Syrien die dortigen Partner zu beruhigen.

Wiedererstarken des IS befürchtet

Trump hatte kurz vor Weihnachten mit der Ankündigung überrascht. Er begründete den Schritt damit, dass der Kampf gegen die IS-Miliz gewonnen sei. Aus Protest dagegen war Verteidigungsminister Jim Mattis zurückgetreten. Seither hat Trump seine Ankündigung stark eingeschränkt. So schrieb er Anfang der Woche, der Abzug solle "vorsichtig" und in "angemessenem Tempo" vollzogen werden. Der genaue Zeitplan ist unklar. Es wurde befürchtet, dass ein überstürzter Abzug der IS-Miliz erlauben würde, sich erneut zu sammeln.

Die Türkei begrüßte die Entscheidung des US-Abzugs. Sie kritisiert schon seit Jahren die Unterstützung der USA für die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Kampf gegen die IS-Miliz. Ankara sieht die Kurdenmiliz als verlängerten Arm der PKK und fürchtet, dass ein autonomes Gebiet unter Führung der YPG auch die PKK auf türkischem Gebiet stärken könnte. Die Kurden befürchten nach einem US-Abzug eine Offensive der Türkei auf syrischem Gebiet und haben Syriens Machthaber Bashar al-Assad um Hilfe gebeten.

Tausende in Ostsyrien eingeschlossen

Über Kämpfe im Osten Syriens zeigte sich das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR derweil alarmiert. Rund 2.000 Menschen steckten in der umkämpften Region Hajin in der Provinz Deir al-Zor fest, Flüchtlinge berichteten von katastrophalen Zuständen, sagte ein UNHCR-Sprecher am Freitag. Die Region sei in den Händen des IS.

Demnach sind in den vergangenen fünf Wochen mehr als 8.500 Menschen in Flüchtlingslagern außerhalb der Region angekommen. Viele seien zu Fuß geflohen, hätten bei Kälte und Regen in der Wüste übernachtet und seien völlig erschöpft. Sechs Babys hätten die Flucht nicht überlebt. Ärzte behandelten unter anderem Verletzungen und Erfrierungen.

Freitagnacht (MEZ) soll die syrische Luftabwehr außerdem Ziele über der Hauptstadt Damaskus abgeschossen haben. Das berichtet die staatlich Nachrichtenagentur Sana.

Im Nordwesten Syriens hatte eine Al-Kaida-nahe Miliz in den vergangenen Tagen Syriens letztes großes Rebellengebiet rund um die Stadt Idlib vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. (APA, red, 11.1.2019)