(Nahe Zukunft. Schlafzimmer der Familie Strache. Im Bett Heinz-Christian Strache, seine Gattin Philippa und, zwischen ihnen, Klein Hendrik. Alle in Pyjamas.)

PHILIPPA (zu Hendrik): In den alten Zeiten, in denen man Menschen noch geholfen hat, lebte einmal ein armer Landbauer, der arbeitete hart, um seinen Acker zu bestellen, und war doch immer fröhlich und hatte ein lustiges Liedlein auf den Lippen, wann immer man ihn antraf. Weil er aber so stark war und so schön singen konnte, wurden die Nachbarn neidisch und taten sich zusammen und jagten ihn fort von seinem Hof. Der Landbauer aber ließ sich davon nicht verdrießen, er packte sein Ränzlein und wanderte hinaus aus dem Dorf über die Berge und die Felder und vergaß dabei nie, weiter seine lustigen Liedlein zu singen. Nachdem er mehrere Tage so gewandert war, kam er in einen Wald, der war so tief, dass er sich bald in ihm verirrte. Als er aber schon todmüde und ganz verzweifelt war, weil er glaubte, er werde gar nie wieder herausfinden, da tat sich vor ihm plötzlich eine Lichtung auf, auf der stand ein schmuckes Waldhäusl, und vor diesem Waldhäusl –

HEINZ-CHRISTIAN: Ach, Philippa, diese Geschichte haben wir schon so oft gehört, die geht wahrscheinlich sogar dem Hendrik schon auf die Nerven. Erzähl doch ein andere!

PHILIPPA (beleidigt): Du willst ja nur das Märchen von den drei Muselmännern und der Jungfrau hören! Aber das erzähl ich nicht! Das ist zu grausam!

HEINZ-CHRISTIAN: Dann halt ein anderes! Es gibt so viele schöne Geschichten. "Jörg, der Drachentöter" zum Beispiel. Oder weißt du was? Erzähl uns doch die Legende vom geldgierigen Samariter!

(Vorhang)

Antonio Fian , 11.1.2019)